Inhalt
1) Die wahre Bedeutung von Gnade
2) Strahlst du Gnade aus?
3) Woher weiß man, ob die Gnade des Guru auf einem ruht?
4) Gnade in Aktion!
5) 7 Methoden um für Gnade verfügbar zu werden

Sadhguru: Energie funktioniert in verschiedenen Manifestationen der Existenz. Sie funktioniert als Sonnenlicht, als Brise, als Schwerkraft, aber auch als Gnade. Die Schwerkraft versucht, dich nach unten zu ziehen; der Wind versucht, dich wegzublasen; die Sonne versucht, dich zu verbrennen; die Gnade versucht, dich vom Planeten zu holen. Das ist negative Terminologie. Wenn du das Gleiche in positiver Terminologie ausdrücken willst: Die Erde versucht, dich zu umarmen; die Brise versucht, dich zu kühlen; die Sonne versucht, dich zu wärmen; die Gnade versucht, dich wachsen zu lassen. Lassen wir die negative Ausdrucksweise beiseite, weil du dich nicht damit verbinden wirst. Gnade versucht dich aus den Begrenzungen herauszuholen, in denen du im Moment feststeckst.

Die wahre Bedeutung von Gnade

Was wir mit unserer Kraft, Intelligenz und unserem Wissen tun können, ist sehr begrenzt. Wenn du das Fenster der Gnade öffnest, dann wird das Leben auf eine Weise geschehen, die du nicht für möglich gehalten hast. „Wie mache ich das?“ ist immer die Frage. Es ist nicht etwas, das man tut; es ist etwas, das man nicht tut. Wenn du einen bestimmten Raum in dir lässt, in den deine Gedanken, Emotionen, Ideen, Philosophien, Ideologien und Vorurteile nicht eindringen, dann wird Gnade eine reißende Kraft in deinem Leben sein. Wenn du voll von deinem eigenen Zeug bist, dann fließt die Gnade um dich herum. Das ist die Tragödie der meisten Menschen, dass ständig eine ungeheure Möglichkeit um sie ist, sie aber nie zulassen, dass es geschieht. Die Idee, der Fokus und die Methodik für alle spirituellen Prozesse ist es, deine Persönlichkeit niederzureißen, so dass es eine leere Präsenz in dir gibt, die zu einem Tor für Gnade und Möglichkeiten wird, die du selbst nie für möglich gehalten hättest.

Strahlst du Gnade aus?

Die Frage ist nicht, ob du in Gnade bist oder nicht. Du bist es, sonst kannst du nicht existieren. Die Frage ist nur, ob du Gnade ausstrahlst oder ob du das in etwas Übles verwandelst und es an allen auslässt.

Es gab einen blinden Weisen, der in einem Dschungel lebte. Nur selten kreuzten Menschen seinen Weg. Wenn sie es taten, gaben sie ihm etwas und er lebte davon. Eines Tages geschah es, dass der König und sein Gefolge aus Soldaten und Ministern auf die Jagd gingen. Bei der Jagd kamen sie von ihrem Weg ab, als sie den erspähten Hirsch verfolgten, und der König wurde von der Gruppe getrennt. Da der König das schnellste Pferd hat, ritt er ihnen voraus und verirrte sich. Sie waren alle auf der Suche und haben sich alle verirrt. Da kam der Soldat und fragte den Weisen: „Hast du den König gesehen?“ Er sagte: „Nein.“ Dann kam ein Kommandant und fragte: „Hast du den König gesehen?“ Er sagte: „Nein.“ Dann kam der Minister und fragte: „Hast du den König gesehen?“ Er sagte: „Nein.“
Dann kam der König selbst, und der blinde Weise erkannte ihn sofort als den König: „Oh, dein Volk hat nach dir gesucht. Erst kam dein Soldat, dann kam dein Kommandant, dann kam dein Minister.“ Der König bemerkte, dass der Mann blind war, und dann fragte er: „Oh göttliches Wesen, woher weißt du, dass es zuerst ein Soldat, dann der Kommandant, dann der Minister war?“ Der Weise sagte: „Nun, der erste, der kam, sagte: 'Hey, Blinder! Hast du unseren König hierher kommen sehen?'“ Da wusste ich, dass er Euer Soldat sein musste. Der zweite sprach mit Autorität, aber ohne Respekt, so dass ich wusste, dass er einer Eurer Offiziere sein musste. Der dritte sprach mit großem Respekt, so dass ich dachte, er müsse Euer Minister sein. Jetzt seid Ihr gekommen, habt meine Füße berührt und mich als den 'Göttlichen' bezeichnet, also müsst Ihr der König sein.“

Ob man Nahrung isst oder atmet oder Wasser trinkt, es ist Gnade. Aus zwei Teilen Wasserstoff und einem Teil Sauerstoff entsteht lebenspendendes Wasser – das ist Gnade. Du kannst eine Erklärung dafür abgeben, aber du weißt nicht, warum das passieren sollte. Alles, was geschieht, ist Gnade. Wenn du jetzt das trinkst oder das isst oder du das einatmest, solltest du auch Gnade ausstrahlen, nicht wahr? Aber leider gibt es Menschen, die fantastische Dinge aufnehmen und sie in bösen Unsinn verwandeln und ihn rauslassen. Sieh dir den Baum an – du gibst ihm Dreck, er verströmt Duft. Wenn du den Weg des Baumes lernst, wirst du Gnade ausstrahlen. Wenn du erst einmal Gnade ausstrahlst, möchte jeder sie nähren, sie fördern und ein Teil von ihr sein.

Woher weiß man, ob die Gnade des Guru auf einem ruht?

Fragesteller: Wie können wir wissen, ob die Gnade des Guru auf uns ruht?

Sadhguru: Ist dir aufgefallen, wenn du in einer Hotellobby bist, dass dort Hintergrundmusik läuft, und nach einiger Zeit weißt du nicht einmal mehr, dass sie da ist? Nur wenn du eine Unterhaltung führen willst, wirst du feststellen, dass sie stört – ansonsten ist die Musik die ganze Zeit an, aber du bemerkst sie nicht. Oder in deinem Zuhause brummt ständig ein Gerät, aber du bemerkst es nur, wenn du das Haus betrittst. Du weißt nicht einmal, dass dein Atem an ist; nur wenn er für eine Minute ausfällt, wirst du es mit Sicherheit wissen. Das ist der einzige Grund, warum du nicht weißt, dass die Hand des Göttlichen immer auf dir ruht.

Worin liegt das Problem, nicht zu wissen, ob etwas die ganze Zeit an ist? Das Leben wird dennoch geschehen, aber die Freude, in der Gnade zu sein, wird völlig verloren gehen. Gnade ist nicht etwas, das an und aus geht. Sie ist nichts, was man jedes Wochenende in Frage stellt. Sie ist einfach an. Du musst dir dessen bewusst werden, damit du die Freude kennst, in der Gnade zu sein.

Ich habe dies auf viele Arten gesagt, aber ich bin sicher, dass die meisten von euch beschlossen haben, es zu ignorieren. Wenn du einmal mit mir sitzt, und sei es nur für einen Moment, gibt es in deinem Leben so etwas wie Privatsphäre nicht mehr. In dem Moment, in dem du mit mir gesessen bist, besonders wenn du von mir initiiert wurdest, gibt es so etwas wie ein An oder Aus der Gnade nicht mehr – sie ist die ganze Zeit an.

Gnade bedeutet, dass du nicht länger nach einer äußeren Lichtquelle suchst; du selbst bist die Lichtquelle geworden. Du erfährst es vielleicht nicht ständig, aber wenn du zumindest für einen Moment siehst, dass du mit Licht erfüllt bist, bedeutet das, dass die Gnade dich berührt hat. Wir tun so viele Dinge in Isha, um dir diese Erfahrung zumindest für einen Moment zu ermöglichen. Selbst wenn sie dich einmal berührt hat und nie wieder zu dir zurückgekehrt ist, wäre dein Leben dennoch nicht mehr dasselbe. Du kannst an diesem einen Moment festhalten und dein Leben ganz anders leben als alle anderen um dich herum. Wenn sie die ganze Zeit bei dir ist, dann ist es unbeschreiblich.

Es ist nur so, dass du von der Gnade erwartest, dass sie deine Pläne erfüllt. Das ist die alte Gewohnheit, in den Tempel oder in die Kirche zu gehen und Gott zu sagen, was er zu tun hat. Wenn er es nicht tut, wirst du deinen Gott wechseln. Bei der Gnade geht es nicht darum, deine belanglosen Pläne zu erfüllen. Deine Pläne ändern sich ohnehin ständig. In verschiedenen Phasen deines Lebens dachtest du „das ist es“, und im nächsten Moment hast du deine Entscheidung geändert. Du willst in den Urlaub fahren, deswegen fragst du: „Sadhguru, warum hilfst du mir nicht?“ Stell das nicht jeden zweiten Tag in Frage: „Ist die Gnade mit mir? Ist sie nicht mit mir?“ Die Gnade eines Guru ist nicht dafür vorgesehen, deine Pläne zu erfüllen; die Gnade eines Guru ist dafür vorgesehen, den Plan des Lebens zu erfüllen. Um dich, ein Stück Leben, zu seiner Erfüllung zu bringen.

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Gnade in Aktion!

Fragesteller: Ich bin ein Arzt. Wenn ich in meiner Klinik einen Patienten behandle, habe ich manchmal das Gefühl, dass eine Art Gnade, die sich meiner Kontrolle entzieht, bei der Behandlung des Patienten hilft. Wie soll ich das erklären?

Sadhguru: Das Leben eines anderen Menschen in deine Hände zu nehmen, ist keine gute Sache, weil es in gewisser Weise auf dir lastet. Mit deinem eigenen Leben könntest du es ein wenig herumreißen. Aber wenn man das Leben eines anderen Menschen in den Händen hält, kann man es nicht herumreißen. Ob du nun ein Arzt oder ein Autofahrer bist, du nimmst das Leben eines anderen Menschen in deine Hände. Schlimmer noch, wenn man ein Guru ist! Das Leben zu vieler Menschen in deine Hände zu nehmen, ist eine große Sache, die man auf sich lädt, besonders wenn sie in einer bestimmten Weise vor einem sitzen oder völlig hilflos auf dem OP-Tisch liegen.

Wenn du irgendein Medizinsystem – Ayurveda, Siddha, Allopathie oder was auch immer – ausreichend erforscht hast, weißt du, dass deine Rolle nicht einmal 50% beträgt. Wenn du nur das Lehrbuch gelesen hast, glaubst du vielleicht, dass du der Meister darin bist, aber ansonsten weiß jeder vernünftige Mensch, der mit solchen Situationen zu tun hat, ganz genau, dass seine Rolle nicht einmal 50% beträgt. Das ist immer die Erfahrung der größten Ärzte der Welt, die wunderbare Arbeit mit Menschen geleistet haben. Diese Sprache wird von ihnen sehr häufig gesprochen.

Wenn du an Gott glaubst, ist es sehr einfach. Du schaust nach oben und sagst: „Shiva, Rama.“ Selbst wenn ein Patient stirbt, letztlich gehen sie in Gottes Schoß, also ist es in Ordnung! Gläubige erfahren für gewöhnlich keine Gnade, sie glauben nur. Es ist bequem. Aber wenn du dich diesen Glaubenssystemen nicht anschließen kannst und dennoch erkennst, dass deine Rolle bei der Verwirklichung der Dinge so klein ist, dann erkennst du die Gegenwart der Gnade. Die eigentliche Frage und der Kampf beginnt für jemanden, der nicht weiß, ob er glauben soll oder nicht – jemand, dessen Intellekt mit beidem ringt. Für jemanden, der manchmal gläubig und manchmal ungläubig ist, für jemanden, der mit den Grenzen seiner eigenen Logik und seiner Fähigkeiten ringt, und der mit der anderen Dimension ringt, die nicht greifbar zu sein scheint, für einen solchen Menschen wird die Gegenwart der Gnade in seinem Leben absolut klar. Er ist sich darüber im Klaren, dass, wenn er wirklich eine schmale Brücke überqueren will, hier nichts ohne die Hilfe der anderen Dimension geschehen kann. Die Frage ist: Wie kann diese Präsenz eingeladen werden? Ist das nur Zufall oder gibt es eine Methode?

7 Methoden um für Gnade verfügbar zu werden

1) Shambhavi Mahamudra Kriya – Eine Einladung an das Göttliche

Wir haben früher ein T-Shirt gemacht: „Eine Einladung an das Göttliche“. Wenn wir sagen, wir machen Sadhana, bedeutet das, dass wir versuchen, ein Gefäß und eine Einladung für das Göttliche zu werden. Shambhavi Mahamudra Kriya zum Beispiel bewirkt nicht wirklich etwas. Es ist nur so, dass der ganze Prozess so gestaltet ist, dass du zu einer Einladung an das Göttliche wirst. Etwas, das über dich hinausgeht, fängt an zu funktionieren. Den Sinn dafür zu haben, das zu tun, was man kann, und dabei zu bleiben mit dem, was man nicht kann, und trotzdem wach und präsent da zu sein, ist die ganze Essenz des Yoga. Auf diese Weise wirst du zu einem Gefäß oder einem Tor für Gnade.

2) Von Persönlichkeit zu Präsenz

Die Schwerkraft wirkt die ganze Zeit auf dich ein, nicht nur, wenn du wachsam bist. Aber Gnade ist subtil. Wenn du nicht wachsam bist, wird sie nicht kommen. Gnade reagiert sehr empfindlich auf deine Präsenz. Wenn deine Präsenz nicht da ist, wird ihre Präsenz auch nicht da sein. Das ist die Natur des Göttlichen. Deshalb verpassen die meisten Menschen sie, weil sie meistens abwesend sind. Deine Gedanken, Gefühle oder deine Aktivität beherrschen dich. Deine Präsenz beherrscht dich nicht. Dies ist die Transformation, die du mit einer spirituellen Praxis herbeiführen willst. Dein Körper, dein Verstand und deine Gefühle können dir folgen, aber du willst, dass deine Präsenz die dominierende Sache ist. Nur weil du bist, hast du einen Körper, einen Gedanken und ein Gefühl. Aber im Moment hast du deine Gedanken, deine Emotionen und deinen Körper viel wichtiger gemacht als dich selbst. In diesem auf den Kopf gestellten Zustand kannst du keine Gnade spüren.

Wenn du diesen Zustand in dir selbst umkehrst, wird das Gewöhnliche plötzlich außergewöhnlich. Jeder Aspekt des Lebens wird zu einer völlig anderen Lebenserfahrung transportiert. Dies geschieht nicht, weil du etwas glaubst. Mit Glaubenssystemen kannst du dir das so vorstellen; das ist das Problem mit Gläubigen. Wenn du nicht in deiner logischen Basis verankert bist, bist du sehr anfällig dafür, in die Fantasie abzudriften und zu denken, es sei Gnade. Eine solide logische Basis zu haben und dennoch offen für Gnade zu sein, ist etwas, das man tun muss. Das Mystische und das Logische – beide Bereiche sind gleich wichtig. Wenn dein logischer Bereich gut etabliert ist, ist der weltliche Aspekt deines Lebens gut geführt. Wenn die mystische Dimension deines Lebens für dich offen ist, ist deine Erfahrung des Lebens zu fantastisch. Andernfalls, wenn du dich nur um das Logische kümmerst, werden die Vorkehrungen in Ordnung sein, aber deine Erfahrung wird nicht gut sein. Wenn du das Logische ignorierst, mag deine Erfahrung großartig sein, aber deine Vorkehrungen werden furchtbar sein. Dieser Prozess, das Logische zu etablieren und trotzdem offen für das Mystische zu sein, ist etwas, das die Gesellschaften in dieser Welt nicht gut vorgenommen haben. Wir verpassen entweder dieses oder jenes. Ohne diese beiden wird dein Leben nicht schön sein.

Wenn du das Alltägliche ziemlich gut gemeistert hast, ist es Zeit, für das Mystische offen zu sein. Hier wird deine Logik nicht funktionieren, sie wird dich nur einschränken. „Wie bekämpfe ich meine Logik?“ Du meidest nur die Produkte, nicht die Logikindustrie. Man kann den Verstand nicht töten, auch wenn man es zehn Leben lang versucht, aber man kann die Produkte ignorieren. Er generiert Gedanken, du ignorierst sie. Er generiert Emotionen, du ignorierst sie. Er generiert Meinung, du ignorierst sie. Er wirbelt eine ganze Ideologie auf, ignoriere sie. Wenn du das tust, wirst du dich in einem natürlichen Zustand der Hingabe befinden. Hingabe bedeutet nicht die Beweihräucherung von jemandem. Hingabe ist das, was frei von dir selbst ist. Was du im Moment als „ich“ bezeichnest, ist nur ein Bündel von Gedanken, Gefühlen und Meinungen. Wenn du diese drei Dinge ruhen lässt, wird deine Persönlichkeit nicht vorhanden sein. Dann wird das Leben in dir gegenwärtig sein. Wenn das gegenwärtig ist, kannst du die Gnade nicht verpassen.

3) Karma Yoga

Wenn du weniger von dir selbst bist, ist das die beste Art, um aufnahmebereit zu sein. Das Sadhana ist immer so strukturiert, dass es dich so in Aktivitäten absorbiert, dass du im täglichen Lebensprozess vergisst, wer du bist. Du vergisst, worum es in deinem Leben geht. Du bist einfach absorbiert in dem, was geschieht.

Es gibt eine schöne Geschichte im Zen-System darüber, wie dem menschlichen Bewusstsein erlaubt wird, zu wachsen. Ein Schüler geht zu einem Zen-Meister und fragt: „Was sollte ich für mein geistiges Wachstum tun?“
- „Fege den Boden, hacke das Holz, koche das Essen. Das ist alles.“
„Warum sollte ich dafür hierher kommen? Das kann ich zu Hause machen!“
- „Aber wenn du zu Hause den Boden wischst, dann ist es dein eigener Boden. Du wirst nicht den Boden des Nachbarn fegen, wenn er schmutzig ist. Das Holzhacken und Kochen wäre für deinen eigenen Gebrauch und für jene, die du als deine betrachtest. Du nutzt jede Aktivität, um aufzuwerten, wer du bist, anstatt jede Aktivität zu nutzen, um aufzulösen, wer du bist.“

Das macht den Unterschied aus, ob unsere Aktivität oder unser Karma zu einer Knechtschaft oder zu einem Prozess der Befreiung wird. Du tust deine Tätigkeit entweder, um dich aufzuwerten oder um dich aufzulösen. Entweder du erwirbst dir Karma, oder dein Karma wird Yoga. Das ist alles.

Fege einfach den Boden, koche Essen, oder pflanze einen Baum – nicht auf deinem Grundstück, nicht damit du und deine Kinder unter seinem Schatten sitzen –, ihn einfach pflanzen, damit jeder, selbst dein Feind, unter seinem Schatten sitzen und sich daran erfreuen kann. Jetzt wird diese Tätigkeit zu einem Prozess der Auflösung. Je weniger du von dem tust, was du als „ich und mein“ ansiehst, desto mehr wirst du für Gnade zugänglich.

4) Sich ungezügelt involvieren

Die meisten Menschen tun nur etwas, von dem sie glauben, dass es ihre Pflicht ist. Nur wenn man ein sehr tiefes Gefühl der Liebe oder Hingabe zu einer Sache hat, wird man alles tun, was man tun kann.

Wenn du nicht jeden Augenblick deines Lebens alles tust, was du tun kannst, wofür sparst du dich dann auf? Ist es nicht wichtig, dass du jeden Augenblick deines Lebens alles tust, was du tun kannst? Dieses tiefgründige Involviertsein wird Hingabe genannt. Hingabe ist kein Geschäft. „Sadhguru, ich war dir so hingegeben; du hast nichts mit mir gemacht.“ Ich war nicht dafür vorgesehen, etwas mit dir zu machen! Geschäftemacher sind andere Menschen. Devotees sind andere Menschen. „Nichts muss mit mir passieren. Ich werde mich in die Sache stürzen.“ Das ist Hingabe.

Wenn du dich nur von dieser einen Sache – „Was werde ich bekommen?“ – befreist, wird dein Leben ein sehr gesegnetes Leben sein. Hingabe bedeutet nur, dass du von dem Schmerz der Erwartung befreit bist. Wenn du keinerlei Eigeninteresse hast, wirst du dein Bestes tun, und das ist alles, was ein Mensch tun kann. Wenn du diese Involviertheit zeigst, dass du ein Teil von allem bist, was hier ist, wirst du für die Gnade verfügbar. Hingabe bedeutet, dass man sich bedingungslos und ungezügelt involviert, ohne etwas zurückzuhalten. Wenn du diese Art von Involviertheit hast, wird die Gnade in Kaskaden kommen, nicht in Tropfen. Wenn du einmal auf diese Weise begnadet bist, wird dein Leben erfüllt sein. Wenn du einen Körper, einen Verstand und eine Energie hast, die kein Hindernis darstellen, und du der Gnade zur Verfügung stehst, brauchst du dich nicht darum zu kümmern, was mit diesem Leben geschehen wird. Was auch immer geschieht, das Wunderbarste wird geschehen.

5) Aufhören, so zu tun, als wäre man was ganz Großes

Gehe umher und erkenne die Kleinheit dessen, was du bist – klein ist nicht nichts, aber klein ist nahe genug. Du brauchst nicht so zu tun, als wärst du klein, denn du bist tatsächlich ein winziges Element. Du tust nur so, als ob du groß wärst. Wenn du all deine Anmaßung aufgibst, bist du für Gnade verfügbar.

6) Alles als eins sehen

Jesus sagte: „Wenn dein Auge ein einziges ist, wird dein ganzer Körper voller Licht sein.“ Die beiden physischen Augen sind diskriminierend. Sie sagen dir, was hoch ist, was niedrig ist, was ein Mann ist, was eine Frau ist, was dies ist, was das ist. Diese beiden Augen sind Instrumente des Überlebens. „Wenn dein Auge ein einziges ist“ bedeutet nicht, dass du ein Auge schließt. Es bedeutet, dass du nicht länger unterscheidest. Du siehst alles als eins, als dasselbe. Wenn du so wirst, wird dein Körper mit Licht erfüllt sein, und das ist Gnade.

7) Verbeuge dich vor allem

Du weißt nicht, wie ein Baum wirklich funktioniert. Du weißt nicht, wie dieser Grashalm entsteht. Du weißt nicht, wie irgendetwas hier abläuft. Alles scheint ein wenig intelligenter zu sein als du.

Wenn du so dumm bist, solltest du dich besser verbeugen. Wenn du einen Baum siehst, verbeuge dich. Wenn du den Berg siehst, verbeuge dich. Wenn du einen Grashalm siehst, verbeuge dich. Selbst ein Sandkorn weiß viel mehr als du über das Leben. Du bist ein Junior hier; sie waren alle lange vor dir hier und wissen viel mehr über das Leben als du. Ich möchte, dass du mit einem gewissen Gefühl des Staunens und der Hingabe an alles gehst. Versuche dies einfach in den nächsten 24 Stunden. Das ist alles, was nötig ist, um die Türen des Lebens zu öffnen, dass du nicht zu hoch von dir selbst denkst, dass du nicht etwas über dich denkst, was nicht wahr ist. Was immer du über dich selbst denkst, ist sehr unwahr, denn wenn es um das grundlegende Leben geht, weißt du nicht einmal, was dieser Erdboden weiß. Dein Gehirn kann nicht tun, was dieser Erdboden tut. Wenn du also von solch unbeugsamen Helden umgeben bist, gehe behutsam. Wenn du einfach mit Hingabe gehst, wirst du langsam in den Schoß der Gnade fallen.

Editor's Note: Es mag einen Unterschied geben zwischen der Gnade, wie sie hier beschrieben ist, und dem Segen, wie er von einem spirituellen Meister kommen kann. Im folgenden Artikel geht Sadhguru näher darauf ein, was es eigentlich heißt, von jemandem gesegnet zu werden.