Die Vorteile von Surya Namaskar: Wie es dein System transformiert
Die Vorteile von Surya Namaskar (oder dem Sonnengruß) können maximiert werden, wenn man ein paar einfache Schritte während der Praxis befolgt. In diesem Beitrag befasst sich Sadhguru mit der überraschenden Rolle, die Wasser und Schweiß bei der spirituellen Praxis spielen
Sadhguru: Im Allgemeinen verstehen die Leute Surya Namaskar als eine körperliche Übung: Sie stärkt deinen Rücken, deine Muskeln usw. Ja, all das tut es definitiv und noch viel mehr. Es ist ein ziemlich ganzheitliches Trainingsprogramm für das physische System – eine umfassende Übungsform, für die kein Equipment benötigt wird. Vor allem aber ist es ein wichtiges Werkzeug, das Menschen befähigt, sich aus den zwanghaften Zyklen und Mustern ihres Lebens zu befreien.
Die Vorteile von Surya Namaskar
Den Körper zum Sprungbrett machen
Surya Namaskar bedeutet, sich am Morgen vor der Sonne zu verneigen. Die Sonne ist die Lebensquelle für diesen Planeten. In allem was du isst, trinkst und atmest, gibt es ein Element der Sonne. Nur wenn du lernst, die Sonne besser zu „verdauen“, sie zu internalisieren und sie zu einem Teil deines Systems zu machen, wirst du einen wirklichen Nutzen aus diesem Prozess ziehen.
Der physische Körper ist ein fantastisches Sprungbrett für höhere Möglichkeiten, aber für die meisten Menschen funktioniert er ähnlich wie eine Straßensperre. Die Zwänge des Körpers erlauben es ihnen nicht, vorwärts zu gehen. Im Einklang mit dem Sonnenzyklus zu sein spielt eine wichtige Rolle für Ausgeglichenheit und Empfänglichkeit, und ist ein Mittel den Körper an den Punkt zu bringen, an dem er kein Hindernis mehr darstellt.
In Übereinstimmung mit dem Sonnenzyklus
Surya Namaskar, das im Deutschen als „Sonnengruß“ bekannt ist, handelt im Wesentlichen davon, eine Dimension in dir aufzubauen, in der deine physischen Zyklen mit den Zyklen der Sonne synchronisiert sind, die etwa zwölfeinviertel Jahre dauern. Es ist kein Zufall, sondern Absicht, dass es mit zwölf Körperhaltungen oder zwölf Asanas strukturiert wurde. Wenn sich dein System auf einem gewissen Niveau von Lebendigkeit und Bereitschaft und in einem guten Zustand der Empfänglichkeit befindet, dann wird dein Zyklus auf natürliche Weise mit dem Sonnenzyklus synchronisiert sein.
Junge Frauen haben den Vorteil, dass sie auch mit den Mondzyklen synchronisiert sind. Es ist eine fantastische Möglichkeit, dass dein Körper sowohl mit dem Sonnenzyklus als auch mit dem Mondzyklus verbunden ist. Die Natur hat einer Frau diesen Vorteil gewährt, weil sie mit der zusätzlichen Verantwortung für die Fortpflanzung der menschlichen Rasse betraut wurde. Sie hat also einige zusätzliche Privilegien erhalten. Aber viele Menschen wissen nicht, wie sie mit der zusätzlichen Energie umgehen sollen, die durch diese Beziehung erzeugt wird, und so behandeln sie diese wie einen Fluch und sogar wie eine Art Wahnsinn, wie das Wort „lunar“, das sich in „loony“ (engl.: verrückt) verwandelt, beweist.
Die Zyklen nutzen, um über das Zyklische hinauszugehen
Zwischen dem Mondzyklus, welcher der kürzeste Zyklus ist (ein 28-tägiger Zyklus), und dem Zyklus der Sonne, der über zwölf Jahre dauert, gibt es viele andere Arten von Zyklen. Das Wort „zyklisch“ bezeichnet eine Wiederholung. Wiederholung bedeutet, dass es in gewisser Weise zwanghaft ist. Zwanghaftigkeit bedeutet, dass es dem Bewusstsein nicht förderlich ist. Wenn du sehr zwanghaft bist, wirst du sehen, dass Situationen, Erfahrungen, Gedanken und Emotionen zyklisch sein werden. Sie kommen immer wieder zu dir zurück, einmal in sechs Monaten oder achtzehn Monaten, drei Jahren oder sechs Jahren. Wenn du einfach zurückblickst und hinsiehst, wirst du dies bemerken. Wenn sie einmal in über zwölf Jahren kommen, bedeutet das, dass dein System in einem guten Zustand der Empfänglichkeit und Ausgeglichenheit ist. Surya Namaskar ist ein wichtiger aktivierender Prozess, damit das geschehen kann. In dem Sadhana geht es immer darum, den Kreislauf zu durchbrechen, damit es keine Zwanghaftigkeit mehr gibt, und man die richtige Grundlage für Bewusstheit hat.
Die repetitive Natur von zyklischen Bewegungen oder Systemen, die wir traditionell als Samsara bezeichnen, ist die notwendige Stabilität für die Entstehung des Lebens. Wäre alles willkürlich, wäre es nicht möglich, eine stabile, Leben schaffende Maschine unterzubringen. Für das Sonnensystem und für den individuellen Menschen ist also das Verwurzeltsein in der zyklischen Natur die Festigkeit und Beständigkeit des Lebens. Aber wenn das Leben einmal die Stufe der Evolution erreicht hat, die menschliche Wesen erreicht haben, ist es natürlich nicht nur nach Stabilität, sondern nach Transzendenz zu streben. Nun ist es den individuellen menschlichen Wesen überlassen, entweder im Zyklischen gefangen zu bleiben, das die Grundlage einer stabilen körperlichen Existenz ist, oder diese Zyklen für das körperliche Wohlbefinden zu nutzen und sie zu durchschreiten und über das Zyklische hinauszugehen.
Die Vorteile von Surya Namaskar maximieren
Im Hatha Yoga geht es darum, dir einen Körper zu schaffen, der kein Hindernis in deinem Leben sein wird, sondern ein Sprungbrett zur Entfaltung deiner ultimativen Möglichkeit. Es gibt ein paar einfache Dinge, die du tun kannst, um deinen Körper vorzubereiten und das Beste aus deiner Übung herauszubekommen.
-
Bade in kühlem Wasser, um die Zellstruktur aufzuladen
Nimm vor dem Beginn deiner Übung eine Dusche oder ein Bad mit Wasser, das etwas kühler als die Zimmertemperatur ist. Wenn eine bestimmte Wassermenge über deinen Körper fließt oder dein Körper in Wasser getaucht wird, das kühler als die Zimmertemperatur ist, werden sich die Epithelzellen zusammenziehen und die Zellzwischenräume werden sich ausdehnen. Wenn du warmes oder heißes Wasser verwendest, werden sich die Poren der Zellen öffnen und Wasser absorbieren – das ist nicht was wir wollen. Für die Yogaübung ist es wichtig, dass sich die Zellen zusammenziehen und die Zellzwischenräume sich öffnen, weil wir wollen, dass die Zellstruktur des Körpers mit einer anderen Dimension von Energie aufgeladen wird. Wenn sich die Zellen zusammenziehen und Raum dazwischen freigeben, wird das Üben von Yoga die Zellstruktur aufladen.
Warum manche Menschen viel lebendiger zu sein scheinen als andere, liegt im Wesentlichen daran, dass ihre Zellstruktur stärker aufgeladen ist. Wenn sie mit Energie geladen ist, wird sie sehr lange jugendlich bleiben. Hatha Yoga ist ein Weg, dies zu erreichen. In Südindien ist Leitungswasser normalerweise nur ein wenig kühler als die Zimmertemperatur. Wenn du dich in einem gemäßigten Klima befindest, kann das normale Leitungswasser zu kalt sein. Drei bis fünf Grad Celsius unter der Zimmertemperatur wären ideal. Maximal zehn Grad Celsius unter der Zimmertemperatur wären akzeptabel – kälter sollte das Wasser nicht sein.
-
Reibe den Schweiß in die Haut ein, um die Energie beizubehalten
Ob du Asanas, Surya Namaskar oder Surya Kriya übst – wenn du zu schwitzen beginnst, wische den Schweiß nicht mit einem Handtuch ab – reibe ihn immer zurück, zumindest in die freiliegenden Hautpartien. Wenn du den Schweiß abwischst, entziehst du die Energie, die du mit der Übung erzeugt hast. Wasser hat die Fähigkeit, Erinnerung und Energie mit sich zu tragen. Deshalb sollte man während der Übungszeit den Schweiß nicht mit einem Handtuch abwischen, kein Wasser trinken oder auf die Toilette gehen, es sei denn, es gibt eine besondere Situation, die es unbedingt erforderlich macht.
Und warte nach der Yogaübung mindestens 1,5 Stunden, bevor du duschst – drei Stunden wären noch besser. Schwitzen und zwei bis drei Stunden lang nicht zu duschen könnte eine kleine geruchliche Herausforderung sein – halte dich also einfach von anderen fern!
-
Lerne, die richtige Menge Wasser zu konsumieren
Lerne einfach nur so viel zu trinken, wie der Körper braucht. Solange du nicht in der Wüste bist oder Gewohnheiten hast, die dich dehydrieren – wie exzessiven Koffein- und Nikotinkonsum – ist es nicht nötig, ständig einen Schluck Wasser zu trinken. Etwa 70% des Körpers bestehen aus Wasser. Der Körper weiß sich selber zu regeln. Wenn du deinem Durst entsprechend trinkst, plus weitere 10%, wird es ausreichend sein. Um ein Beispiel zu geben: Wenn dein Durst nach zwei Schluck Wasser verschwunden ist, trinkst du 10% mehr. Damit ist der Wasserbedarf deines Körpers gedeckt. Nur wenn du draußen in der Sonne bist oder in den Bergen wanderst, stark schwitzt und schnell Wasser verlierst, musst du mehr trinken – nicht wenn du Yoga unter einem Dach machst.
Wie ich bereits sagte, reibe den Schweiß so weit als möglich zurück, aber das brauchst du nicht ständig zu tun. Es kann ein bisschen tropfen – nur benutze kein Handtuch. Drücke ihn zurück, denn wir wollen keine Energie entziehen – wir wollen sie aufbauen.
Von Surya Namaskar zu Surya Kriya
Wenn man durch die Übung von Surya Namaskar ein gewisses Maß an Stabilität und Beherrschung über das System erlangt, könnte man dann in einen kraftvolleren und spirituell bedeutsameren Prozess eingeführt werden, der Surya Kriya genannt wird. Surya Kriya ist der grundlegende Prozess. Surya Namaskar ist ein „Cousin vom Land“ der Surya Kriya, und es gibt einen weiteren Prozess namens Surya Shakti, der ein weit entfernter Verwandter ist. Wenn du den Prozess nur als Körperkultur nutzen willst, um Muskeln aufzubauen und körperlich stark zu werden, machst du Surya Shakti. Wenn du körperlich fit sein willst, aber auch ein spirituelles Element dabei haben möchtest, machst du Surya Namaskar. Aber wenn du einen starken spirituellen Prozess willst, machst du Surya Kriya.