E ine der Fragen, die mir häufig gestellt wird ist, wie man den richtigen Menschen für eine Lebensgemeinschaft und Ehe auswählt. Der Versuch, den perfekten Partner zu finden, bedeutet das Unmögliche zu erwarten. Ein Grund, warum die Ehe turbulent sein kann ist, dass man in dieser Beziehung so viele Dinge teilen muss. Es geht weder um die Ehe, noch um Mann oder Frau. In jeder Situation, in der du gezwungen bist, viel mit anderen Menschen zu teilen, wirst du auf ähnliche Probleme stoßen.

Der Versuch, den perfekten Partner zu finden, bedeutet das Unmögliche zu erwarten.

In einer Ehe oder nichtehelichen Lebensgemeinschaft muss man normalerweise den gleichen Raum und vieles weitere teilen. Deswegen tretet ihr euch jeden Tag gegenseitig auf die eine oder andere Weise auf die Füße. Wenn in anderen Beziehungen jemand die Grenzen überschreitet, kann man eine Distanz schaffen. Hier habt ihr keine Wahl. Je größer die Überschneidungen, desto größer die Möglichkeit der Reibung.

Es gibt viele Paare, die wunderbar zusammenleben, die zutiefst verliebt sind und die sich gegenseitig phantastische Gefährten sind. Zugleich kann diese Beziehung die hässlichsten Formen annehmen. Ein dabei mitwirkender Umstand, dass im Allgemeinen niemand die hässlichen Dinge erfährt, besteht darin, dass sie sich hinter verschlossenen Türen abspielen. Wenn dir jemand auf der Straße auf die Füße tritt, wirst du anders reagieren, weil alle zuschauen. Aber in dieser Beziehung schaut niemand zu, und so kann alles passieren.

Was man braucht, um eine Ehe erfolgreich zu machen, ist nicht der perfekte Mensch – es gibt keinen perfekten Menschen auf dem Planeten. Was man braucht, ist absolute Integrität. Ob jemand zuschaut oder nicht, man sollte sich in gleicher Weise verhalten. Wer du bist, sollte sich nicht ändern, je nachdem, wo und mit wem du lebst. Wenn du deine Art zu sein erst einmal etabliert hast, kann die Interaktion mit einem anderen Menschen eine Freude sein. Ein weiterer Aspekt ist, dass es einen ständigen Konflikt geben wird, wenn man versucht, etwas aus dem anderen zu extrahieren, und man selbst oder die andere Person nicht das bekommt, was sie will.

Was man braucht, ist absolute Integrität.

Man muss als Individuum beurteilen, ob es sich nur um ein vorübergehendes Interesse handelt, oder ob ein starkes Bedürfnis besteht, jemanden an seiner Seite zu haben. Nicht jeder muss heiraten, noch muss jeder alleine leben. Das ist etwas, worum sich der Einzelne selbst kümmern muss. Man sollte nur heiraten, wenn ein so starkes Bedürfnis in einem selbst da ist, dass man ohne einen Partner nicht leben kann und man glaubt, dass die Ehe ein Sprungbrett für das eigene Wohlbefinden ist.

Es ist nichts falsch daran, zu heiraten. Aber wenn man heiratet, ohne das Bedürfnis danach zu haben, dann ist es ein Verbrechen, weil man sich selbst und mindestens einen anderen Menschen ins Unglück stürzt. Wir würden jedem raten zu heiraten, wenn die Menschheit in Gefahr wäre zu verschwinden, aber die menschliche Bevölkerung explodiert gerade. Wenn ihr euch nicht fortpflanzt, erweist ihr der Menschheit einen großen Dienst. Aber abgesehen davon ist das Wichtigste – nicht jeder muss heiraten.

Als jemand Gautama den Buddha fragte: „Sollte ich einen Gefährten haben?“, sagte er: „Es ist besser allein zu gehen, als mit einem Dummkopf.“ So grausam bin ich nicht. Ich sage nur: Wenn du einen ähnlichen Dummkopf findest, dann kann man schon etwas daraus machen. Aber auf der Grundlage deiner Bedürfnisse – nicht aufgrund dessen, was die Gesellschaft sagt, nicht weil andere heiraten, nicht weil du Angst hast allein zu sein.

Partnerschaft oder Ehe löst keine existentiellen Probleme. Sie kümmert sich nur um einige deiner Bedürfnisse.

Was ist deine Intention gegenüber deinem Lebensgefährten? Es sollte nicht so etwas sein wie: „Wenn ich verloren gehe, dann lass mich einen anderen Menschen dabei haben, der sich mit mir verliert.“ Partnerschaft oder Ehe löst keine existentiellen Probleme. Sie kümmert sich nur um einige deiner Bedürfnisse. Wenn du starke körperliche, emotionale oder psychologische Bedürfnisse hast, dann solltest du dir einen Partner suchen. Man sollte nicht allein aus sozialen und finanziellen Gründen heiraten.

Ein weiterer Punkt, den man nicht vergessen sollte ist, dass man heiratet, weil man Unterstützung benötigt. Diese Unterstützung kann körperlicher, emotionaler, psychologischer, sozialer oder finanzieller Natur sein – was immer es auch sein mag, man heiratet nicht aus Mitleid für eine andere Person. Man heiratet, weil man bestimmte Dinge braucht. Wenn die andere Person bereit ist, sie zur Verfügung zu stellen und man in Dankbarkeit lebt, dann wird es nicht allzu viele Reibungen geben.

Sucht nicht nach dem idealen Mann oder der idealen Frau – es gibt keine. Wenn du verstehst, dass es deine Bedürfnisse sind, die dich dazu bewegen einen Partner zu suchen, dann finde jemanden, der mit dir einigermaßen kompatibel ist. Wenn ihr euch gegenseitig akzeptiert, respektiert, liebt, einbindet, umsorgt und Verantwortung füreinander übernehmt, kann es eine sehr schöne Beziehung werden.

Love & Grace