Fragesteller: Namaskaram, Sadhguru. Ich habe die Chit Shakti Meditation gemacht, und manchmal finde ich es schwierig, zu visualisieren, aber später sind die Dinge wirklich geschehen. Kannst du etwas Licht darauf werfen?
Sadhguru: Chit Shakti Meditation ist nicht nur Visualisierung. Im yogischen Verständnis gibt es 16 Dimensionen des menschlichen Verstandes. Diese 16 Dimensionen fallen in vier Kategorien. Diese vier Kategorien sind bekannt als Buddhi, Manas, Ahankara und Chitta. Buddhi ist der Intellekt – die logische Dimension des Denkens. Leider haben sich die modernen Bildungssysteme und die modernen Wissenschaften weitgehend auf Buddhi beschränkt. Das ist eine buddhu (törichte) Art der Existenz.
Buddhi – Der Intellekt
Buddhi oder der Intellekt kann nicht ohne eine bestimmte Speicherbank an Erinnerungen oder Daten funktionieren. Je nachdem, welche Daten man hat, spielt der Intellekt herum. Nehmen wir an, in deinem Erinnerungssystem gibt es 10 Gigabyte Speicherplatz. Je nachdem, wie scharf deine Buddhi ist, kann eine Person mit diesen 10 Gigabyte, sagen wir, eine Billion Gedanken produzieren. Jemand anderes kann mit denselben 10 Gigabyte Speicher 10 Billionen Gedanken produzieren.
Im yogischen Verständnis gibt es 16 Dimensionen des menschlichen Verstandes.
Wenn man etwas besser denken kann als jemand anderes, wird das heute als Intelligenz angesehen. Wenn jemand eine Sache sagt und man zehn Dinge dazu sagen kann, ist man vielleicht gesellschaftlich klug, aber man ist kein bisschen intelligenter. Leider wird in den heutigen Bildungs- und Wissenschaftssystemen alles davon bestimmt. Wenn man mehr Dinge daraus machen kann, gilt man als intelligent, was nicht stimmt – man hat nur eine schärfere Buddhi. Die Buddhi wird dich in keiner Weise über die Grenzen hinausbringen, denn sie kann nur auf der Grundlage der Daten funktionieren, die bereits vorhanden sind. Sie ist nicht in der Lage, auf etwas darüber hinaus zuzugreifen.
Manas – Ein riesiges Silo der Erinnerung
Die nächste Dimension wird Manas genannt. Manas hat viele Schichten. Aber Manas ist nicht nur das Gehirn, es erstreckt sich über den ganzen Körper. Jede Zelle im Körper hat eine phänomenale Erinnerung – nicht nur an dieses Leben, sondern an Millionen von Jahren. Dein Körper erinnert sich deutlich daran, wie deine Vorfahren vor einer Million Jahren waren. Von oben bis unten gibt es Manas – dies wird Manomaya Kosha genannt. In jeder Zelle des Körpers gibt es Erinnerung und Intelligenz, aber keinen Intellekt. Intellekt gibt es nur im Gehirn.
In der englischen Sprache wird alles unter einem Begriff zusammengefasst, der „mind“ heißt. Die Vorstellung, dass sich Intelligenz nur im Gehirn befindet, hat Menschen hervorgebracht, deren Bewusstsein ernsthaft verstopft ist. Was sich im Gehirn befindet, ist der Intellekt, nicht die Intelligenz. Intelligenz und Erinnerung erstrecken sich über den ganzen Körper. Aber den Menschen wurde nie beigebracht, wie sie diese Intelligenz nutzen können. Stattdessen benutzen sie ihren Intellekt für alles. Kein Wunder, dass sie gestresst sind, egal welche Aufgabe man ihnen gibt. Das ganze Gewicht liegt auf nur einer von sechzehn Dimensionen des Verstandes. Es ist, als würde man einen sechzehnrädrigen Lastwagen beladen und versuchen, mit nur einem Rad zu fahren – man kann sich den Stress vorstellen! Das ist, was die heutige Welt durchmacht.
Die Menschen mögen die anderen Dimensionen des Verstandes geringfügig und unbewusst nutzen, aber sie sind nicht darauf trainiert, sie zu nutzen. Sie sind nur darauf trainiert worden, ihre Buddhi oder ihren Intellekt zu benutzen. Sie sind sehr klug. Sie wissen alles über alles, aber sie wissen nicht, wie sie ihr eigenes Leben verstehen sollen. Sie wissen nicht einmal, wie sie hier friedlich und mit völliger Leichtigkeit in sich selbst sitzen können. Wenn es wahre Intelligenz gibt, muss man als erstes herausfinden, wie man Leben geschehen lassen kann. Du weißt, wie du die Welt geschehen lassen kannst, aber du weißt nicht, wie du dein Leben geschehen lassen kannst. Du weißt nicht, wie du deinen Verstand, deine Energien, deine Gefühle oder deinen Körper lenken kannst.
Wenn man Menschen bittet, fit zu werden, werden sie angespannt. Wenn man sie auffordert, auf natürlichere Weise zu leben, werden sie fett. Wo ist die Intelligenz? Da ist nur der Intellekt. Intellekt sieht nur im Vergleich gut aus. Angenommen, du bist der einzige Mensch auf dem Planeten, dann bedeutet dein Intellekt nichts. Nur weil es um dich herum ein paar Idioten gibt, glänzt du. Der Intellekt an sich wird keine Bedeutung mehr haben.
Ahankara – Das Gefühl der Identität
Der Intellekt steht in direkter Verbindung mit der dritten Dimension deines Verstandes, die Ahankara genannt wird. Ahankara wird manchmal mit Ego übersetzt, aber es ist viel mehr als das. Ahankara gibt dir ein Gefühl von Identität. Sobald dein Ahankara eine Identität annimmt, funktioniert dein Intellekt nur noch in diesem Kontext. Es ist wichtig, jenseits des Intellekts zu funktionieren, denn der Intellekt ist ernsthaft an deine Identität gekettet.
Unsere Identitäten, wie die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nation, Gemeinschaft oder was auch immer, sind für unser Überleben in einer bestimmten Gesellschaft notwendig. Aber du kannst nicht darüber hinaus denken, weil du nur mit deinem Intellekt funktionierst, und der Intellekt bezieht seine Nahrung aus Ahankara. Nur entlang der Achse von Ahankara kann der Intellekt funktionieren. Der Intellekt kann darüber nicht hinausgehen, weil das seine Natur ist. Aber es gibt andere Wege, das Leben jenseits der Identitäten zu erfahren, die wir für unser Überleben in der Welt angenommen haben.
Chitta – Die kosmische Intelligenz
Die vierte Kategorie des Verstandes wird Chitta genannt. Chitta ist Verstand ohne Erinnerung – reine Intelligenz. Diese Intelligenz ist wie die kosmische Intelligenz, einfach da. Alles geschieht aus ihr heraus. Sie funktioniert nicht aus der Erinnerung heraus, sie funktioniert einfach. In gewisser Weise ist das, was man Kosmos nennt, ein lebendiger Geist, nicht im Sinne von Intellekt, sondern im Sinne von Chitta. Chitta ist der letzte Punkt des Verstandes. Es verbindet sich mit der Basis der Schöpfung in dir. Es verbindet dich mit deinem Bewusstsein.
Chitta ist immer an, ob du wach bist oder schläfst. Dein Intellekt schaltet sich ein und aus. Oftmals versagt er, selbst wenn du wach bist. Wenn Chitta oder die Intelligenz in dir nicht immer eingeschaltet wäre, könntest du nicht am Leben bleiben. Versuche, deinen Atem mit deinem Intellekt zu lenken – du wirst verrückt werden. Chitta hält dich am Leben, hält dich am Laufen, lässt das Leben geschehen. Wenn du diese Dimension deines Verstandes berührst, die der Verbindungspunkt zu deinem Bewusstsein ist, brauchst du dir nichts zu wünschen, du brauchst von nichts zu träumen – das Beste, was dir passieren kann, wird ohnehin passieren.
Das versklavte Göttliche
Wenn Menschen diese Dimension des Verstandes berühren, wird dies im Yoga ishwara pranidhana genannt. Das bedeutet, Gott wird dein Sklave - er arbeitet für dich. Weißt du, Yogis sagen: „Shiva ist mein Diener. Er tut alles für mich.“ In gewisser Weise wäre ich sonst nicht hier. Wenn du einmal weißt, wie du bewusst auf dein Chitta zugreifen kannst, wird alles, was nötig ist, einfach auf die bestmögliche Weise geschehen. Wenn du dich nach deinem Intellekt oder deiner Buddhi richtest, denkst du heute „das ist es“, morgen früh denkst du „das ist es“ - so geht es endlos weiter.
Wenn du einmal weißt, wie du dein Chitta bewusst aktiv halten kannst, wenn das Göttliche dein Diener ist, wenn jemand wirklich Effizientes für dich arbeitet, dann musst du nichts mehr tun. Bleib einfach sitzen; die besten Dinge werden geschehen - Dinge, die du dir nicht vorstellen kannst. Die Menschen denken immer, wenn ihre Träume wahr werden, wird ihr Leben großartig sein. Ich denke, das ist ein sehr schlechtes Leben, denn man kann nicht von etwas träumen, das gar nicht in seiner Erfahrung ist. Mein Wunsch und mein Segen für dich ist, dass Dinge, die du dir nicht erträumen konntest, Dinge, die du nie für möglich gehalten hast, dir widerfahren müssen. Was du nicht geträumt hast, muss dir passieren - deshalb solltest du nicht träumen.
Anstatt zu erkennen, wie man tiefer in sich selbst eindringen kann, projiziert man weiterhin dumme Ideen in die Welt. Die Menschen halten das für eine großartige Sache, die man tun kann. Als ich das letzte Mal in den USA war, sagte jemand zu mir: „Sadhguru, wie manifestierst du das alles?“ Ich sagte: „Ich manifestiere gar nichts. Ich albere nur herum. Ich habe einen sehr effizienten Partner [Shiva]. Ich überlasse es einfach ihm, und es geschieht.“
Bei Chit Shakti geht es darum, die Dimension deines Verstandes zu berühren, die reine Intelligenz ist - unbefleckt von Erinnerung, unbefleckt von Identifikation. Sie ist jenseits von Ahankara, jenseits von Buddhi, jenseits von Urteilen, jenseits von Trennungen - einfach da, genau wie die Intelligenz der Existenz, die alles geschehen lässt. Wenn du Zugang zu dieser Intelligenz hast, brauchst du dir keine Sorgen darüber zu machen, was geschieht oder nicht geschieht. Es wird auf eine Weise geschehen, die du nie für möglich gehalten hättest.
Wenn du einmal Zugang zu deinem Chitta hast, ist es auch ein multiples Fernrohr. Es lässt dich Dinge sehen, die niemand sonst sehen kann - in alle Richtungen. Es ist deine Kristallkugel. Es ist ein Vergrößerungsglas, das dir den Kern des Lebens nahe bringt. Für alle anderen ist er weit weg. Jeder denkt, dass das Göttliche irgendwo da oben ist. Wo genau, weiß niemand. Sie wissen nur, dass es weit weg zu sein scheint.
In dem Moment, in dem du anfängst, das Leben durch dein Chitta zu betrachten, wo es keine Erinnerung, keine karmische Substanz und keine Trennung gibt: Plötzlich ist das Göttliche genau da, direkt vor deiner Nase, die ganze Zeit. Du kannst es nicht übersehen.
Der Grundgedanke von Chit Shakti ist nicht, ständig um Dinge zu bitten. Der Grundgedanke ist, dass du mehr Zeit für dein spirituelles Wohlergehen aufwenden kannst, wenn die physischen Vorkehrungen des Lebens leicht vonstatten gehen. Es wäre dumm, wenn du erst Millionär und dann Milliardär werden willst, nur weil es dir leicht fällt. Die Hauptabsicht ist, dass dein physisches Leben leichter abläuft, dass es nicht deine ganze Zeit in Anspruch nimmt, um es zu bewältigen, so dass du Zeit hast, deine Augen zu schließen und zu sitzen. Bitte mach davon für diesen Zweck Gebrauch.
Anmerkung der Redaktion: Die „Power to Create“ Meditationen für Frieden, Liebe, Gesundheit und Erfolg (auch bekannt als „Chit Shakti“) sind in der Sadhguru-App verfügbar. Wenn du Sadhguru über diese Aspekte der Yogapsychologie hören möchtest, findest du mehr in dieser Harvard-Diskussion.

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