Macht Spiritualität dich besonders?

Sadhguru: Der Grund, warum für viele Menschen der spirituelle Weg ein Kampf zu sein scheint, ist der, dass ihre Kultur und ihr soziales Umfeld sie immer gelehrt haben, besonders zu sein. Die ganze eigene Lebensleistung wird darauf fokussiert. Etwas Besonderes zu sein bedeutet, etwas zu haben, was andere nicht haben. Aber das ist nichts Besonderes, sondern ein verwirrtes Empfinden von Wohlgefühl. Wenn im Moment deine einzige Freude darin besteht, dass jemand anderes nicht das hat, was du hast, wenn dies das einzige Vergnügen in deinem Leben ist, nennen wir das Perversion, keine besondere Art zu sein.

Menschen können an allen möglichen Dingen Vergnügen finden. Einmal wurden zwei Männer von wilden Kannibalen eines Nachbarstammes gefangen genommen. Nach einem Treffen mit ihrem Anführer beschloss der Stamm, die Männer lebendig zu kochen. Die Männer wurden in einen Topf mit Wasser gesteckt, und als das Feuer zu brennen begann und das Wasser immer heißer wurde, begann der ältere Mann zu lachen – wirklich zu lachen. Der jüngere Mann sagte: „Bist du verrückt? Weißt du, was mit uns geschehen wird? Warum lachst du?“ Der ältere Mann sagte: „Ich habe ihnen gerade in die Suppe gepinkelt!“ Menschen finden Vergnügen auf alle möglichen perversen Arten.

Ein bunter Hund

Bei Spiritualität geht es nicht darum, etwas Besonderes zu werden. Es geht darum, eins zu werden mit Allem. Diese Krankheit, etwas Besonderes werden zu wollen, hat die Menschen einfach deshalb befallen, weil sie den Wert der Einzigartigkeit ihres Wesens nicht erkannt haben. Da sie so lange oberflächlich gelebt haben, bestand ihre ganze Anstrengung darin, etwas Besonderes zu sein. Solange dieses Bemühen anhält, arbeitest du nur gegen den spirituellen Prozess. Die ganze Dimension der Spiritualität besteht darin, mit der Existenz zu verschmelzen und eins zu werden, nicht aufzufallen wie ein bunter Hund.

In vielerlei Hinsicht will der Verstand immer etwas Besonderes sein. Das ist die Natur des egoistischen Verstandes. Er kann nur logisch vergleichen. In dem Moment, in dem dieser Vergleich aufkommt, beginnt der Wettbewerb. In dem Moment, in dem der Wettbewerb beginnt, verschwindet das Gefühl für das Leben, denn jetzt geht es nur noch darum, besser zu sein als andere. Wegen dieses törichten Bestrebens sind wir in der lächerlichen Situation, die Menschen über ihre eigene Natur belehren zu müssen. Wir müssen die Menschen an ihre eigene ursprüngliche Natur erinnern, einfach weil sie sich in dem Versuch verloren haben, jemanden oder alle um sie herum zu übertreffen.

Von Gewöhnlich zu Außergewöhnlich

Vor einiger Zeit hieß es in unseren Yoga-Programmbroschüren: „Von Gewöhnlich zu Außergewöhnlich.“ Die Leute dachten, sie würden etwas Besonderes werden, wenn sie das Kursprogramm absolvierten, und fragten mich: „Sadhguru, inwiefern werden wir besonders sein?“ Ich sagte ihnen immer: „Ihr werdet ‚extra‘ gewöhnlich werden – noch gewöhnlicher als andere Menschen.“

Je mehr du versuchst, etwas Besonderes zu sein, desto weiter entfernst du dich von der Wahrheit. So viel Leid und psychische Krankheiten sind aus diesem Wunsch, etwas Besonderes zu sein, erwachsen. Anstatt ein perverses Vergnügen aus der Tatsache zu ziehen, dass jemand nicht das hat, was du hast, wenn du dich ehrlich bemühst, eins zu werden mit Allem, wird dieser innere Kampf völlig verschwinden. Wenn du deine Einzigartigkeit und auch die Einzigartigkeit jedes anderen Wesens erkennst, kannst du weder mehr noch weniger werden als irgendjemand anderes.

Anmerkung der Herausgeber: Auf dieser Seite findest du alle frei verfügbaren Meditationen und Yogaübungen zusammengefasst.

Indian RupeesUSA Dollars

Bildnachweis: There's Always One by nickwheeleroz