Sadhguru: Eine der Grundlagen des Hatha Yoga ist es, die Definition dessen, was Härte ist, zu verändern. Im Allgemeinen verstehen die Menschen Stärke oder Härte nur im Sinne von Widerstand, und es wird angenommen, dass du, wenn du starken Widerstand bietest, ein harter Typ sein musst. Im Gegensatz dazu bedeutet Härte im Yoga, dass du in einem Zustand der Akzeptanz bist, dass du in der Lage bist, alles anzunehmen, ohne auf irgendetwas zu reagieren. Hatha Yoga baut eine andere Dimension von Härte oder Belastbarkeit auf – nicht mit Starrheit und Widerstand, sondern mit Flexibilität und Akzeptanz.
Im Rahmen der grundlegenden Prinzipien von Yama und Niyama ist ein wichtiger Aspekt Ishwara pranidhyana, was bedeutet, dass du ständig eine Intelligenz jenseits deiner selbst anerkennst. Es bedeutet, zu wissen, wo dein Wille endet und wo eine andere Dimension beginnt, die uns nährt, die die Grundlage unserer Existenz ist. Im Yoga geht es darum, nahtlos zwischen diesen beiden zu spielen – individuellem Willen und Intelligenz, und der Universalität unserer Existenz.
Übernimm die Regie für dein Drama
Für viele Menschen führen ihr Körper, ihr Verstand und ihre Emotionen ständig eine Art Drama auf. Dieses Drama umfasst dein psychologisches Schema, deine Wahrnehmung und deine Erfahrungen. Die Art und Weise, wie sich in dir die Welt abspielt, wie du siehst, hörst, schmeckst oder riechst – all das ist dein Drama. Ein anderes Lebewesen würde es nicht auf dieselbe Weise erleben. Das Wahrnehmungsdrama der Menschen stimmt nicht unbedingt immer mit der Realität überein. Wenn deine Chemie auf gewisse Weise verrückt spielt, sieht alles anders aus. Manche Menschen gehen durch psychologische Probleme, bei denen sich die gesamte Realität in ihrem Erleben verändert, und die Ärzte versuchen, dies mit einigen chemischen Mitteln zu beheben.
Yoga ist eine Dimension, in der auch die einfachsten Körperhaltungen zu einem tiefen Verständnis darüber führen können, wie du selbst über dieses Drama bestimmen kannst. Was wir zu tun versuchen, um dieses Drama in den Griff zu bekommen, ist, die Quelle dieses Dramas zu verstehen und es so zu lenken, wie du es willst, nicht nur in Bezug auf Gedanken und Emotionen, sondern in Bezug auf deine Wahrnehmung. Durch den yogischen Prozess kannst du die Kontrolle übernehmen, wie du Dinge siehst und wie tief du Dinge siehst und wie tiefgründig oder profan du das Leben erfährst. Das geht nicht mit Aktivitäten an der Oberfläche wie Drehen und Wenden des Körpers. Es erfordert enorme Involviertheit.
Vollständige Involviertheit
Der einzige Grund, warum nicht die gesamte Menschheit erleuchtet ist, ist der Mangel an Involviertheit. Mangel an Involviertheit kommt von der Angst vor dem Leiden. Du involvierst dich in das, was du magst oder kennst, oder was du als angenehm ansiehst. Du involvierst dich nicht in das, was du nicht magst oder kennst oder was du als unangenehm ansiehst. Dieser Unterscheidungsprozess führt zu mangelnder Involviertheit. Frühmorgendliches Yoga mag nicht angenehm sein, doch absolut involviert zu sein, ohne zu unterscheiden zwischen dem, was du magst und was du nicht magst, ist die Antwort. Ein Neem-Bällchen ist vielleicht nichts, was dir schmeckt, aber dich auf ihn einzulassen, ihn in dir zu integrieren, ist die Grundlage dafür, dass du ein Gefühl der Involviertheit entwickelst. In dem Maße, wie deine Involviertheit tiefgründig wird, wird auch deine Erfahrung tiefgründig. Die Türen der Existenz, von der es viele Schichten gibt, öffnen sich eine nach der anderen, wenn du die nötige Involviertheit zeigst.
Es geht darum, ein Gefühl von vairagya in dein Leben zu bringen. Die gesamte indische Kultur hat sich aus vairagya entwickelt, auch wenn sich das heute schnell ändert. Raga bedeutet „Farbe“, vai bedeutet, darüber hinaus zu sein. Vairagya bedeutet also „jenseits von Farbe“ – mit anderen Worten: transparent zu werden. Wenn der Hintergrund hinter dir blau ist, wirst du blau; wenn der Hintergrund rot ist, wirst du rot. Wenn du transparent bist, kannst du jede mögliche Farbe im Universum annehmen und erfahren, ohne dass eine Spur dieser Farbe in dir zurückbleibt. Du bist absolut in den Prozess des Lebens involviert, bleibst aber davon unberührt. Oder mit anderen Worten: Das Leben hinterlässt keinen Kratzer auf dir. Wenn du diese Freiheit nicht hast, wirst du nicht in der Lage sein, deine Lebenserfahrung zu vertiefen.
Anmerkung des Herausgebers: Auszug aus Sadhgurus Rede an der Hatha Yoga Schule zum 21-wöchigen Hatha-Yogalehrer-Ausbildungsprogramms. Das Programm bietet die unvergleichliche Gelegenheit, ein tiefes Verständnis des yogischen Systems und die Fähigkeit zu erlangen, klassisches Hatha Yoga zu unterrichten.
A version of this article was originally published in the February 2016 edition of Isha Forest Flower. Download as PDF on a “name your price, no minimum” basis or subscribe to the print version.

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