Also in:  English  |  French  |  Italiano

Yogasanas – 84 Wege, sich auf das Göttliche auszurichten

Hier ist ein umfassender Leitfaden zur Wissenschaft der Yogasanas, wie du tiefer in deine Praxis eintauchen und den größten Nutzen daraus ziehen kannst. Viel Spaß!

Inhaltsverzeichnis

#1 Was ist ein Asana?
      #1.1 Asanas und Emotionen
      #1.2 Asanas und Bewusstheit

#2 Die Wissenschaft der Asanas
      #2.184 Asanas zur Verwirklichung
      #2.2 Yogasanas – Schaffe Gesundheit, Freude und Glückseligkeit

#3 Asana Siddhi
      #3.1 Asana-Beherrschung und Wahrnehmung
      #3.2 Leichtigkeit und Stabilität: Das dritte Glied des Yoga
      #3.3 Ein Instrument schaffen, um das Göttliche zu empfangen

#4 Feineinstellungen für deine Asanas
      #4.1 Flexibilität während der Asanas
      #4.2 Die Abfolge der Asanas
      #4.3 Warum du während der Asanas nicht sprechen solltest
      #4.4 Leichtes Atmen während Yogasanas
      #4.5 Warum der Fokus auf den Atem während der Asanas essenziell ist
      #4.6 Warum yogische Übungen oft in Dreiergruppen gemacht werden
      #4.7 Deine Augen schließen
      #4.8 Zeh an Zeh
      #4.9 Ferse an den Damm
      #4.10 Asanas: Erforschen wie Körper und Verstand funktionieren

#5 Noch mehr über Asanas

Was ist ein Asana?

Sadhguru: Ein Asana ist eine Haltung. Es gibt zahllose Haltungen, die dein Körper einnehmen kann. Darunter gibt es bestimmte Haltungen, die als „Yoga-Asanas“ oder Yogasanas bezeichnet werden. „Yoga“ bedeutet das, was dich in eine höhere Dimension oder eine höhere Wahrnehmung des Lebens bringt. Eine Haltung, die dich zu einer höheren Möglichkeit führt, wird also „Yogasana“ genannt.

Asanas und Emotionen

Du hast vielleicht bemerkt, dass dein Körper in verschiedenen mentalen und emotionalen Situationen, die du durchlebst, ganz natürlich dazu neigt, eine bestimmte Haltung einzunehmen. Wenn du glücklich bist, sitzt du auf eine bestimmte Weise. Wenn du unglücklich bist, sitzt du auf eine andere Weise. Wenn du friedlich bist, sitzt du auf eine Weise, wenn du wütend bist, sitzt du auf eine andere Weise. Oft kann man erkennen, was mit jemandem los ist, indem man einfach nur beobachtet, auf welche Weise er oder sie dasitzt. Hast du das bemerkt?

Darauf basiert umgekehrt die Wissenschaft der Asanas. Indem du deinen Körper bewusst in eine bestimmte Haltung bringst, kannst du auch dein Bewusstsein erhöhen. Du kannst die Art und Weise, wie du fühlst, denkst, verstehst und das Leben erfährst, verändern, indem du auf eine bestimmte Weise sitzt.

Asanas und Bewusstheit

Yogasanas sind keine körperlichen Übungen. Sie sind sehr subtile Prozesse der Manipulation deiner Energie in eine bestimmte Richtung. Sie müssen mit einem gewissen Maß an Bewusstheit ausgeführt werden. Es gibt verschiedene Ebenen, Asanas zu praktizieren. Du kannst Asanas nur körperlich praktizieren oder tiefer, indem du dir des Atems bewusst bist, der Empfindungen, der Schwingungen, indem du dir der Nadis bewusst bist, oder mit entsprechenden Mantras. Du kannst sogar Asanas machen, ohne ein Körperteil zu bewegen. Auch das ist möglich.

Die Wissenschaft der Asanas

Die Wissenschaft der Asanas ist als Hatha Yoga bekannt. „Ha“ bedeutet Sonne, „ta“ bedeutet Mond. Der erste Prozess des Yoga ist, Gleichgewicht zwischen dem Maskulinen und Femininen in dir herzustellen. Andernfalls wird es keine Steigerung des Bewusstseins geben. Deshalb ist Shiva als Ardhanarishvara bekannt. Eine Hälfte von ihm ist eine Frau, die andere Hälfte ist ein Mann. Er ist ein Mann und die absolute Verkörperung der Männlichkeit.

Gleichzeitig ist er auch eine Frau, denn ohne dieses Gleichgewicht herzustellen, ohne diese beiden Dimensionen in uns zu kultivieren, gibt es kein Erreichen des Gipfels, gibt es keine Möglichkeit, dass ein Mensch zu seiner vollen Blüte gelangt. Deshalb ist die erste Dimension des Yoga, die du praktizierst, Hatha Yoga. Das bedeutet, der Yoga der Sonne und des Mondes bringt das Gleichgewicht zwischen dem Maskulinen und dem Femininen. Das ist der erste Schritt, der zu tun ist.

84 Asanas zur Verwirklichung

Unter den Yogasanas gibt es 84 grundlegende Asanas, durch die man sein Bewusstsein erhöhen kann. Wenn wir von 84 Asanas sprechen, denke über sie nicht nur als 84 Haltungen. Es sind 84 Systeme, 84 Wege zur Selbstverwirklichung. Wenn du von all diesen auch nur eine einzige Yogasana beherrschst, kannst du alles wissen, was in der Existenz wissenswert ist.

Yogasanas – Gesundheit, Freude und Glückseligkeit schaffen

Two Isha meditators doing Namaskar

Wenn du jetzt versuchst, Hatha Yoga zu machen, ist das größte Hindernis die Begrenztheit deines Körpers. Tatsächlich ist bei allem, was der Mensch tun möchte, der Körper und der Verstand das größte Hindernis. Was ein Sprungbrett hätte sein sollen, ist zu einem Hindernis geworden, einfach weil sie es nicht gründlich erforscht haben.

Nach einer tiefgreifenden und gründlichen Erforschung des menschlichen Systems hat das yogische System 84 Asanas als Yogasanas identifiziert, 84 Haltungen, durch die du deinen Körper und Verstand in eine großartige Möglichkeit für dein ultimatives Wohlbefinden verwandeln kannst. Bei den meisten anderen spirituellen Prozessen geht es darum, den Körper unten zu halten, denn der Körper ist ein Hindernis. Wenn du sitzen und meditieren willst, sagen dir deine Beine: „Ich muss mich strecken. Ich muss laufen.“ Wenn wir dich morgens bitten, deinen Körper zu strecken, sagst du: „Nein, ich will mich ausruhen.“ Wenn du ein Asana machst und wir dich bitten, dich zu strecken, sagst du: „Nein, ich will mich nicht strecken.“ Aber wenn wir dich bitten, still zu sitzen, will dein Körper sich strecken. Ebenso muss er essen, schlafen, sich erleichtern – der Körper braucht so viele Dinge.

Dein Leben selbst in die Hand nehmen

Der Körper ist eine ständige Manifestation verschiedener Ebenen von Zwanghaftigkeit, abhängig von der Art der Informationen, die in das System eingegangen sind. Die Informationen, die deinem physiologischen System aufgeprägt sind, bezeichnen wir als den karmischen Körper. Diese Informationen bestimmen, wie sehr du unter Zwanghaftigkeit leidest und wie viel Freiheit du auf natürliche Weise in dir selbst genießt.

Im Hatha Yoga kümmern wir uns nicht darum, wer unsere Väter und Vorväter waren, welche Art von Genetik und karmischer Substanz wir von ihnen erhalten haben und was wir im Laufe unseres Lebens in uns aufgenommen haben. Es spielt keine Rolle, was bis zu diesem Moment geschehen ist. Wir haben beschlossen, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Das ist es, was Yogasana bedeutet: Du nimmst dein Leben selbst in die Hand. Du transformierst deinen Körper und Verstand in eine Möglichkeit in deinem Leben.

In der indischen Tradition wird, wenn du ernsthaft Yoga praktizierst, kein Astrologe eine Vorhersage für dich machen wollen, denn selbst er versteht, dass du dein Leben selbst in die Hand genommen hast. Das ist es, was Yogasana bedeutet: Du nimmst dein Leben selbst in die Hand. Du transformierst deinen Körper und deinen Verstand in eine Möglichkeit in deinem Leben. Er wird zu einem Durchgang, nicht zu einem Betonblock.

Der Prozess, den Körper zu transformieren, die Textur des Körpers zu verändern, die grundlegenden Informationen im Körper zu verändern, die ihn in bestimmte zwanghafte Muster bringen, erfordert eine gewisse Entschlossenheit, Kraft und Unnachgiebigkeit. Du bist nicht bereit, den Zyklen der Zwanghaftigkeit nachzugeben. Du gehst den Weg, den du gehen willst.

Die richtige Atmosphäre schaffen

Ha und tha beschreiben Sonne und Mond. Im Hatha geht es darum, ein Gleichgewicht zwischen beiden herzustellen. Wenn diese beiden Dimensionen in dir ausgeglichen sind, wird der Körper ganz natürlich zu einem förderlichen Lebensraum für dein Wesen. Wenn du den Ort um dich herum durcheinander bringst, kannst du woanders hingehen. Aber wenn du den Körper von innen heraus durcheinander bringst, kannst du nicht woanders hingehen, bis du stirbst. Solange du in diesem Leben lebst, ist der Körper der Wohnsitz deiner Existenz.

Du musst entscheiden, welchem Zweck dein Körper dienen soll. Wir werden das entsprechende Yoga dafür machen.

Es ist wichtig, dass eine Atmosphäre förderlich ist und nicht zwanghaft. Wenn dein Zuhause ein sehr zwanghafter Ort ist, wirst du dich erdrückt fühlen. Jede Situation, jede Atmosphäre ist für einen bestimmten Zweck eingerichtet. Dein Zuhause mag für eine bestimmte Art von Zweck eingerichtet sein. Der Ashram mag für eine andere Art von Zweck eingerichtet sein. Eine Industrie oder ein Geschäft mag für einen anderen Zweck eingerichtet sein. Jede Atmosphäre sollte dem Zweck dienen, für den sie eingerichtet wurde. Du musst entscheiden, welchem Zweck dein Körper dienen soll. Wir werden das entsprechende Yoga dafür machen.

Wenn deine Vorstellung von einem guten Leben darin besteht, anderen einen Schritt voraus zu sein, werden wir eine Art von Yoga machen. Wenn du dich nicht mit anderen vergleichst, sondern dein ultimatives Potenzial in Bezug auf Aktivität finden willst, werden wir eine andere Art von Yoga machen. Wenn alles, was du willst, ist, dich in der ultimativen Natur der Existenz aufzulösen, werden wir wiederum eine andere Art von Yoga machen. Wir können Yoga auf verschiedene Arten praktizieren.

Die Wahrnehmung stärken

Ein individueller Mensch wird zu dem, was er oder sie ist, nur aufgrund dessen, was er oder sie wahrnimmt. Du bist, wer du jetzt bist, nur aufgrund dessen, was du in deinem bisherigen Leben wahrgenommen hast, und du wirst sein, wer du sein wirst, nur aufgrund dessen, was du in Zukunft wahrnehmen wirst. Das ganze System des Yoga ist darauf ausgerichtet, die Wahrnehmung zu verbessern.

Die 84 Yogasanas repräsentieren 84 Ausrichtungen, denn die Existenz, wie wir sie jetzt kennen, wird als die 84ste Schöpfung gesehen.

Wenn du die Haltung richtig einnimmst, wenn deine Ausrichtung korrekt ist, stimmt sie auf eine Weise mit der kosmischen Ausrichtung überein. Die 84 Yogasanas stehen für 84 Ausrichtungen, denn die Existenz, wie wir sie jetzt kennen, wird als die 84ste Schöpfung gesehen. Die Erinnerung an diese 84 Schöpfungen spiegelt sich in unserem Körper wider.

Wir versuchen, diese Erinnerung zu lösen und zu aktivieren. Wenn man diese 84 Haltungen einnimmt, oder wenn man eine einzige Haltung beherrscht und sich dadurch den restlichen 83 nähert, kann man alles wissen, was in der Schöpfung bis jetzt geschehen ist, weil die Erinnerung daran auf kodifizierte Weise im eigenen System ist. Wenn diese Erinnerung eine andere Dimension außerhalb von dir berührt, kann sie aktiviert und entzündet werden.

Yogasanas sind ein kraftvolles Mittel, um sich zu verbinden. Vergiss nicht: Yoga bedeutet Einheit. Einheit bedeutet, dass zwei eins geworden sind. Es gibt nur zwei in der Existenz: Dich und den Rest der Existenz. Im Rest der Existenz magst du einzelne Entitäten identifizieren, aber im Grunde gibt es nur zwei: Dich und den Rest der Existenz, denn es gibt nur zwei Dimensionen der Erfahrung in dir. Du weißt nicht, was in diesem Kosmos oben und unten ist. Du weißt nicht, was vorwärts und rückwärts ist. Das alles sind Dinge, die wir aus Zweckmäßigkeit erfunden haben. Im Grunde genommen gibt es nur zwei Dimensionen der Erfahrung: Innere Erfahrungen und äußere Erfahrungen.

Selbst die wundervollsten Qualitäten gehen verloren, einfach aus Mangel an Gleichgewicht. Hatha Yoga bringt dieses Gleichgewicht.

Im Yoga geht es darum, eine Einheit zwischen diesen beiden Dimensionen zu schaffen – innen und außen, du und der Rest, du und das andere. Wenn es kein „du“ und „das andere“ mehr gibt, wenn es nur noch „du“ und „du“ gibt, dann ist das Yoga.

Asanas sind eine physische Form, um sich dieser ultimativen Einheit zu nähern, denn mit dem physischen Körper lässt es sich am einfachsten arbeiten. Wenn du versuchst, diese Vereinigung mit deinem Verstand zu erreichen, wird er dir zu viele Streiche spielen. Mit dem Körper weißt du wenigstens, ob er es richtig macht oder nicht, ob er kooperiert oder nicht. Wenn du den Verstand zu sehr unter Druck setzt, wird er dich alles Mögliche glauben lassen und dich am nächsten Tag abservieren. Der Körper ist ein zuverlässigerer Faktor. Wenn man vernünftig mit ihm arbeitet, können die Yogasanas definitiv zur ultimativen Einheit führen.

In der Zwischenzeit, bevor diese Ausrichtung auf das Ultimative geschieht, findet durch das Einnehmen der Haltungen eine innere Ausrichtung statt, die auf natürliche Weise eine Chemie der Gesundheit, Freude und Glückseligkeit, und vor allem des Gleichgewichts schafft.

Gleichgewicht ist etwas, das die modernen Gesellschaften ignoriert haben, und sie zahlen einen enormen Preis dafür. Unabhängig von deiner Intelligenz, deiner Kompetenz, deiner Ausbildung und deinen Qualifikationen, wenn du nicht das nötige Gleichgewicht hast, wirst du keinen Erfolg haben. Du wirst in deinem Leben nicht sehr weit kommen. Das Wichtigste für Menschen, die Erfolg anstreben, sei es in der Wirtschaft, in der Politik, im Militär oder in einem anderen Bereich, ist Gleichgewicht. Nur wenn du ein Gleichgewicht hast, das nicht durch äußere Umstände gestört wird, bist du in der Lage, die Kompetenz und Intelligenz in dir zu nutzen. Andernfalls gehen selbst die wunderbarsten Qualitäten, die man haben kann, verloren, einfach aus Mangel an Gleichgewicht. Hatha Yoga bringt dieses Gleichgewicht.

Asana Siddhi

Menschen, die Hatha Yoga zu ihrer Lebensweise gemacht haben, nehmen im Allgemeinen eine Asana für ihr lebenslanges Sadhana. Dies ist als Asana Siddhi bekannt. Asana Siddhi bedeutet, dass man in der Lage ist, mit absoluter Leichtigkeit auf eine bestimmte Weise zu sitzen. Für die meisten Menschen hat ihr Körper, egal wie sie ihn halten, keine Leichtigkeit.

Wenn du sitzt, ist er nicht bequem. Wenn du stehst, ist er nicht bequem. Wenn du dich hinlegst, ist er nicht bequem. Was zum Teufel soll man damit anfangen? Wenn du deinen Körper dem Prozess des Yoga hingibst, wird er sich langsam entspannen. Wenn du so sitzt, ist er absolut entspannt. Er versucht nicht, auf irgendeine andere Weise zu sein.

Asana-Beherrschung und Wahrnehmung

Ein denkender Verstand kann nicht verstehen, wie ein Mensch sein ganzes Leben damit verbringen kann, auf eine bestimmte Weise zu sitzen. Aber alles, was man wahrnehmen kann, kann man wahrnehmen, indem man Beherrschung über eine einzige Körperhaltung erlangt. Was man als Yogasanas bezeichnet, ist einfach, diesen Körper geometrisch in Einklang mit der kosmischen Geometrie zu bringen. Wenn du lernst, ihn richtig zu halten, kannst du den ganzen Kosmos herunterladen. Das ist Yoga. Wenn du einfach nur richtig sitzt, kann alles, was wissenswert ist, von innen heraus erfahren werden.

A group of meditators performing Ubhaya Padangushtasana

Leichtigkeit und Stabilität: Das dritte Glied des Yoga

Patanjali beschreibt das dritte Glied des Yoga, welches das Asana ist, als „Sthiram, Sukham Asanam“; wenn du dich wohl und stabil fühlst, ist das alles, worum es beim Asana geht. Da „Komfort“ ein so missbräuchlich verwendetes Wort ist, wäre „Sukha“ im Englischen eher näher am Wort „Leichtigkeit“. Es bedeutet einfach, dass dein Körper Leichtigkeit hat, dein Verstand Leichtigkeit hat und deine Energie in voller Lebendigkeit und Gleichgewicht ist. Jetzt bist du von Natur aus meditativ. Du wirst das volle Potenzial deines Lebens finden.

Ein Instrument schaffen, um das Göttliche zu empfangen

Der Grund, warum Hatha Yoga hässlich geworden ist, liegt darin, dass die Leute anfangen, es wie einen Zirkus zu betreiben. Die Art und Weise, wie Hatha Yoga im Westen praktiziert wird, macht mir Angst, denn im Namen von Yoga werden alle möglichen Dinge getan, die kein Yoga sind. Vor Kurzem habe ich mit einer Gruppe junger Leute Golf gespielt, und sie fragten: „Was machst du eigentlich?“ Ich habe die Frage einfach ignoriert, meinen Schlag gemacht und bin weitergelaufen. Sie fragten jemanden, der mit mir ging, und er sagte: „Er unterrichtet Yoga.“ Sofort rannten sie auf mich zu und fragten: „Können Sie uns etwas beibringen, das uns einen Sechserpack Bauchmuskeln verleiht?“ Ich sagte: „Ich kann euch 14 geben, wenn ihr interessiert seid.“

Es geht nicht darum, den Körper zu formen und damit anzugeben. Es geht darum, den Körper in ein fantastisches Gefäß zu verwandeln, ein fabelhaftes Instrument, um das Göttliche zu empfangen. Hatha Yoga ist ein phänomenaler Prozess, aber heute schreiben viele Physiotherapeuten und Experten Bücher über Hatha Yoga und lassen die Menschen glauben, es sei ein Übungssystem. Es ist aber kein Übungssystem. Studio-Yoga ist leider nur der körperliche Aspekt des Yoga. Nur den körperlichen Aspekt des Yoga zu lehren, ist wie eine Totgeburt. Wenn man etwas Lebendiges will, muss es auf eine bestimmte Art und Weise unterrichtet werden. In einer angemessenen Atmosphäre, mit einem gewissen Sinn für Demut und Einbeziehung des gesamten Prozesses, ist Hatha Yoga ein sehr fantastischer Prozess. Wenn ich einen zweitägigen Hatha Yoga-Kurs gebe, brechen die Leute in Tränen der Ekstase aus, einfach nur durch Asanas, und das ist die Art und Weise, wie Yoga gemacht werden muss.

Feineinstellungen für deine Asanas

An Isha meditator performing matsyendrasana

Flexibilität während der Asanas

Fragesteller: Sagt das Ausmaß der Flexibilität und die Körperteile, die flexibel sind, etwas über den mentalen Zustand der Person, ihre Persönlichkeit oder sogar ihre karmische Struktur aus?

Sadhguru: Das wäre eine sehr voreingenommene Art, das Leben zu betrachten. Lass uns nicht anfangen, über die Menschen um uns herum zu urteilen. Dass jemand nicht in der Lage ist, sich zu bücken oder auf dem Boden zu sitzen, kann viele Gründe haben. Es wäre unangebracht und unnötig, Menschen auf diese Weise zu beurteilen. Aber um die Frage der Flexibilität im Allgemeinen zu betrachten – ein Muskel ist nur dann nützlich, wenn er flexibel ist. Wo immer der Körper 100%ige Steifigkeit will, hat er Knochen produziert. Wo immer er 75%ige Steifigkeit will, hat er Sehnen produziert. Wo immer er 50% Steifigkeit will, hat er Knorpel produziert. Wo immer er totale Flexibilität will, hat er Muskeln produziert. Die Körperstruktur besteht aus verschiedenen Flexibilitätsebenen. Wenn jeder Teil des Körpers flexibel wäre, würdest du wie ein Bohnensack sitzen.

Steife Muskeln und steife Gehirne sind nicht gut. Nur wenn dein Gehirn und deine Muskeln flexibel sind, sind sie nützlich.

Erhöhte Übersäuerung führt zu steifen Muskeln

Wenn es keine Verletzungen oder Schäden an den Muskeln gibt und sie trotzdem angespannt und steif sind, erzeugst du wahrscheinlich Säuren in deinem Körper. Du kannst das merken: Wenn du an einem bestimmten Tag in einem mental angespannten Zustand bist, wird es dir am nächsten Tag viel schwerer fallen, dich zu beugen. Wenn der Säuregehalt steigt, neigt die Muskulatur dazu, steif zu werden.

Emotionen und Säure

Steife Muskeln und steife Gehirne sind nicht gut. Nur wenn dein Gehirn und deine Muskeln flexibel sind, sind sie nützlich. Wenn du hier einfach freudig sitzt, wird der Körper keine Säuren produzieren. Wenn du aber auch nur fünf Minuten lang wütend bist, steigt der Säuregehalt in deinem Blut dramatisch an, und zwar so stark, dass er dich tatsächlich vergiftet, und es ist dieses Gift, das die Muskulatur steif macht. Abgesehen davon kann mangelnde Beweglichkeit auch kulturell bedingt sein, weil du es einfach nicht gewohnt bist, auf dem Boden zu sitzen oder deinen Körper viel zu benutzen. Auf jeden Fall können wir einen Menschen nicht nach seiner Beweglichkeit beurteilen im Sinne von: „Sag mir, welche Asana du nicht kannst, und ich sage dir, wer du bist.“

Die Abfolge der Asanas

A group of meditators performing Trikonasana

Fragesteller: Was ist die Bedeutung der Reihenfolge, in der wir die Asanas machen? Können wir die Reihenfolge ändern?

Sadhguru: Die Reihenfolge ist nicht etwas, das du oder ich erfunden haben. Sie ergibt sich aus der Beobachtung, wie nicht nur der physische Körper, sondern das gesamte menschliche System funktioniert.

Die richtigen Haltungen erzeugen Komfort

In deinem System gibt es so etwas wie Skelettkomfort, Muskelkomfort, Organkomfort und Energiekomfort. Wenn du in einem Lehnstuhl sitzt, sind deine Muskeln angenehm, aber deine Gelenke werden belastet. Du hast vielleicht schon bemerkt, dass du, wenn du längere Zeit im Flugzeug oder im Auto zurückgelehnt reist, erschöpft bist, wenn du dein Ziel erreichst. Wenn du aufrecht sitzt, wird das nicht passieren. Wenn du zurückgelehnt sitzt, sind nur deine Muskeln entspannt, aber das Skelettsystem und vor allem deine Organe werden stark belastet. Die lebenswichtigen Organe im Rumpf sind nicht mit Klammern und Bolzen oder Flanschen fest verankert, sondern hängen in Bindegewebe wie in Netzen. Wenn du zurückgelehnt sitzt, vor allem in einem fahrenden Auto, werden deine Organe enorm leiden. In einem fahrenden Auto musst du immer gerade sitzen, damit die Organe mehr Komfort haben. Wenn du dich zurücklehnst, wird ein Organ auf das andere drücken.

Sich nach dem Essen hinlegen

Deswegen sagt man, du solltest dich nie direkt nach dem Essen hinlegen. In Indien hat man immer gesagt, dass du vor oder kurz nach Sonnenuntergang essen sollst und mindestens vier Stunden Abstand halten solltest, bevor du ins Bett gehst, weil die Nahrung bis dahin den Magen verlassen haben sollte. Wenn der Magen voll ist und du dich hinlegst, drückt er auf andere Organe. Angenommen, du hast ein oder anderthalb Kilogramm Nahrung im Magen und legst dich für ein paar Stunden hin, je nachdem, wie du liegst, könnte dieses Gewicht ernsthafte Schäden verursachen.

Die Reihenfolge der Asanas richtet sich nicht nach Vorlieben, sondern nach der Art und Weise, wie das menschliche System aufgebaut ist.

Zertrenne nicht deine Energie

Im Hatha Yoga wird dieser Organkomfort immer berücksichtigt. Der Energiekomfort wird ebenfalls berücksichtigt. Deine Energie funktioniert so, dass, wenn du einen Aspekt deiner Energie aktivierst, ohne einen anderen Aspekt davon zu aktivieren, dein System zertrennt wird. Es gibt viele zertrennte Körper überall. Zertrennte Energie bedeutet, ein kaputtes Leben zu führen. Irgendwie magst du es schaffen, lange zu leben, aber egal, was in dein Leben tritt, du wirst nicht vollständig sein. Du magst im Lotto gewinnen, du magst den besten Mann oder die beste Frau der Welt heiraten, du magst 24 Stunden am Tag beten, egal, was du tust, du wirst ein zertrenntes Leben führen.

Die Asana-Reihenfolge aktiviert das System auf korrekte Weise

Die Reihenfolge der Asanas richtet sich nicht nach meinen oder deinen Vorlieben, sondern nach der Art und Weise, wie das menschliche System aufgebaut ist. Wir müssen es von einem Ende zum anderen aktivieren. Eine plötzliche Aktivierung eines bestimmten Teils führt zu einer Zusammenhanglosigkeit. Lebenssituationen können so beschaffen sein, dass man keine Wahl hat, wie man handeln soll, und dass es kein System dafür gibt, man muss sich vielleicht einfach in die Handlung stürzen, egal wie sie kommt. Aber wenn du dein System auf eine bestimmte Weise aktiviert hast, wirst du in der Lage sein, jede Situation, die in deinem Leben auftaucht, anzunehmen, ohne dein System zu sehr zu stören.

Man kann das deutlich sehen – wenn du richtiges klassisches Yoga machst, werden dich alle Situationen, denen du begegnest, nicht aus der Bahn werfen. Diese Vorbereitung schafft eine gewisse Integrität im System. Die Reihenfolge der Asanas ist also nicht willkürlich, sondern entspricht der Art und Weise, wie das menschliche System strukturiert ist.

Warum du während der Asanas nicht sprechen solltest

A meditator doing makarasana

Fragesteller: Warum sollten wir nicht sprechen, wenn wir ein Asana machen, oder andere korrigieren, während sie in einer Asana sind?

Sadhguru: Eine Asana ist eine dynamische Art zu meditieren. Weil man nicht still sitzen kann, tut man etwas anderes, um meditativ zu werden. Um auf die Yoga Sutras zurückzukommen, Patanjali sagte sthiram sukham asanam. Das, was absolut stabil und bequem ist, ist ein Asana. Das bedeutet, dein Körper ist entspannt, dein Verstand ist entspannt, und deine Energie ist lebendig und ausgeglichen. Asanas sind ein vorbereitender Schritt, um in einen natürlich meditativen Zustand zu gelangen. In gewisser Weise sind Asanas eine dynamische Art zu meditieren. Die Vorstellung, dass du, während du meditierst, ein Gespräch führen kannst, ist lächerlich. Das Gleiche gilt für Asanas. Sprechen löst eine Reihe von Veränderungen in deinem System aus. Das kannst du selbst überprüfen. Setz dich zunächst ruhig hin und prüfe deinen Pulsschlag. Dann sprich intensiv und prüfe deinen Pulsschlag, er wird sehr verschieden sein. Der Puls ist nur ein Beispiel. Sprechen verändert nicht nur die physiologischen Parameter. Auch die Energieparameter verändern sich dramatisch. Und vor allem: Wie soll man ohne Fokus ein Asana machen?

Asanas sind ein vorbereitender meditativer Zustand. Du kannst in deiner Meditation nicht sprechen.

Sprechen kann zu ernsthaftem Ungleichgewicht führen

Einmal war ich eingeladen, in einem Yogastudio in den USA zu sprechen. Diese Dame ist eine Isha-Meditierende und war seit vielen Jahren Yogalehrerin. Als ich in ihr Yogastudio kam, lief Musik, und sie war in Ardha Matsyendrasana und sprach ununterbrochen in ein Mikrofon zu der Gruppe. Als ich das sah, wollte ich gehen, aber sie erkannte mich, sagte „Hallo“, sprang aus der Asana auf und kam auf mich zu. Ich nahm sie beiseite und sagte ihr, dass dies nicht die richtige Art sei, Yoga zu unterrichten, weil es zu ernsthaften Ungleichgewichten im System führe, und es stellte sich heraus, dass sie tatsächlich darunter litt.

Nach einiger Zeit gab sie das Unterrichten auf, und diese Probleme verschwanden. Es sollte nicht gesprochen werden, während man ein Asana macht, und man sollte nicht in ein Asana gehen, wann immer einem danach ist. Ich habe Menschen gesehen, die während einer Toilettenpause ein Asana machen, weil sie wollen, dass die Welt weiß, dass sie Yoga machen. Das ist lächerlich. Wenn du sitzen kannst, ohne zur Toilette laufen zu müssen, ohne mit jemandem reden zu müssen, ohne etwas trinken zu müssen, dann ist das eine gute Werbung für dich, wenn du Yoga machst. Du musst dich nicht in eine Haltung begeben, um allen mitzuteilen, dass du Yoga machst.

Kann Fokus und Stabilität stören

Als Regel gilt, dass du niemals in den Haltungen sprichst, weil Fokus, Atem und das, was mit deinem Energiesystem geschieht, am wichtigsten sind. Und vor allem sind die Asanas ein vorbereitender meditativer Zustand. Du kannst in deiner Meditation nicht sprechen. Wenn du während einer Asana sprichst, störst du den Atem, den mentalen Fokus und die Stabilität deines Energiesystems.

Bewusste Korrekturen vermeiden Schäden

Zur Frage der Korrekturen: Jemanden körperlich zu korrigieren, käme in gewisser Weise dem Einsatz von Hilfsmitteln gleich. Wenn der Lehrer die Korrekturen deutlich macht, sollten die Menschen in der Lage sein, das Asana bewusst zu korrigieren. Andernfalls werden sie später die gleichen Fehler wieder machen. Ein anderer Aspekt ist, dass, wenn sie sich bereits in einem bestimmten Zustand befinden und du versuchst, die Haltung körperlich zu korrigieren, indem du sie berührst, du Schaden verursachen könntest. Um ein Beispiel zu nennen: Alleine meinen Finger zu bewegen, erfordert so viele Dinge. Meine Muskeln, Bänder, mein Skelettsystem, mein Verstand und meine Energie müssen auf eine bestimmte Weise funktionieren. Angenommen, du hältst meinen Finger und bewegst ihn, dann ist das eine ganz andere Sache. Der Lehrer sollte es dir also so lange sagen, bis du verstehst, wie es gemacht werden sollte, aber du solltest die Anstrengung machen, die Korrektur von innen heraus vorzunehmen.

Leichtes Atmen während Yogasanas

Meditators doing bhujangasana

Fragesteller: Sadhguru, Menschen, die zu einer Yogastunde kommen und Erfahrung mit Aerobic oder anderen Arten von Übungen haben, neigen dazu, durch den Mund zu atmen, während sie Yogasanas ausführen. Macht es einen Unterschied, ob wir durch die Nase oder den Mund atmen? Und warum sollten wir etwas tiefer als normal atmen?

Sadhguru: Wenn du in einem bestimmten Tempo läufst, neigst du dazu, den Mund zu öffnen, weil die Atmung durch die Nasenlöcher vielleicht nicht ausreicht. Aber atme nie und nimmer durch den Mund während der Asanas. Es handelt sich nicht um eine Aerobic-Übung. Bei Asanas geht es darum, innere Stärke der Organe und des gesamten Systems aufzubauen. Nach einigen Wochen Asanas-Praxis wird dein System auf natürliche Weise leistungsfähiger und dein Pulsschlag sinken.

Durch den Mund zu atmen ist sowohl unästhetisch als auch unwissenschaftlich. Du solltest immer durch den Nasengang atmen.

Der Nasengang reinigt und reguliert die Luft

Durch den Mund zu atmen ist sowohl unästhetisch als auch unwissenschaftlich. Du solltest immer durch den Nasengang atmen, außer in Notfällen. Wenn du gerade geboren wurdest und man dich kopfüber festhält, oder wenn du einen Marathon läufst und dein Puls eine bestimmte Schwelle überschreitet, oder wenn es dein letzter Atemzug ist und du noch eine Minute leben willst, dann ist das in Ordnung. Ansonsten atme immer durch die Nasenlöcher, denn der Nasengang ist für diesen Zweck da. Nutze ihn. Das bringt viele Vorteile mit sich. Einer ist die Reinigung der Luft. Ein anderer ist, dass die Temperatur der Luft an deine Körpertemperatur angepasst wird, bevor sie in die Lunge gelangt, was sehr wichtig ist.

Baue deine Fähigkeit zu atmen auf

In Yogasanas gibt es absolut keine Notwendigkeit, durch den Mund zu atmen. Man sollte sich nie so weit anstrengen, dass du den Mund öffnen musst. Du musst dich stetig aufbauen, so dass deine Fähigkeit zu atmen immer weiter zunimmt. Wir sagen, dass du etwas tiefer als normal atmen solltest, weil du sonst, wenn du in eine extreme Position gehst und ich sage „normal atmen“, nicht genug Sauerstoff bekommst und nach einiger Zeit keuchst. Jedes Keuchen ist eine Abweichung in der Atmung. Jede Abweichung in der Atmung hat natürliche Auswirkungen auf verschiedene Aspekte des Körpers.

Lufttemperatur und Vermischung

Wenn du heiße Luft einatmest, wirst du, selbst wenn du dich auf Meeresspiegelhöhe befindest und genügend Sauerstoff vorhanden ist, keuchen, als ob du dich in großer Höhe befindest. Der menschliche Körper fühlt sich bei einer bestimmten Temperatur wohl, und er braucht ein bestimmtes Luftgemisch. Wenn ich mit meinem Motorrad durch das Land gefahren bin und einen Berg hinauffahren würde, wird ab einer Höhe von etwa 1000 bis 1500 Meter über dem Meeresspiegel der Sauerstoffgehalt geringer und der Motor verhält sich anders. Da ich immer die gleiche Leistung haben wollte, würde ich anhalten, den Vergaser öffnen, die notwendigen Einstellungen vornehmen und erst dann weiter fahren. Wenn man auf Meereshöhe runterkommt, fängt der Motor an zu klopfen und man muss den Zylinderkopf wieder einstellen.

Den Körper zur Ruhe bringen

Vor kurzem war ich im Volvo-LKW-Werk und man zeigte mir die elektronischen Instrumente, die heutzutage am Motor angebracht sind. Sie erkennen die Effizienz der Verbrennung im Innenraum des Motors, die Kraftstofftemperatur, die Öltemperatur, und wenn es irgendeine kleine Abweichung gibt, informieren sie den Fahrer, dass dies der Fall ist. Der Fahrer ist vielleicht nicht ausreichend geschult, um diese Informationen zu nutzen, also gibt es einen weiteren Computer, der all diese Dinge korrigiert. Bei einem Lkw, der bis zu 130 Tonnen schleppt, führt schon eine kleine Veränderung der Motorleistung zu einem großen Leistungsabfall.

Dies ist nur eine kleine Nachahmung dessen, was dein Körper immer tut. Selbst eine kleine Veränderung der Lufttemperatur wirkt sich auf ihn aus, aber der Körper hat Korrekturmaßnahmen, wenn du richtig atmest. Er korrigiert sich selbst, wenn die Luft knapp wird und sich die Lufttemperatur auch nur geringfügig ändert.

Die Vorteile, dein System aufzubauen

Als wir dieses Mal zum Kailash gingen, befanden wir uns fast acht, zehn Tage lang in einer Höhe von über 5000 Metern. Abgesehen von den Sherpas, die immer in dieser Höhe leben, war ich der einzige, der keine Medikamente gegen Höhenkrankheit genommen hatte, obwohl alle anderen Teilnehmer täglich mehr Yoga üben als ich. Aber wenn man sein System über einen längeren Zeitraum aufbaut, kann man die Vorteile auf allen Ebenen und zu jeder Zeit genießen, nicht nur in großer Höhe. Wenn der Körper zur Ruhe kommt, eröffnen sich die anderen Möglichkeiten.

Wenn der Körper keine Leichtigkeit hat, eröffnen sich die anderen Möglichkeiten nicht, weil alles darauf ausgerichtet ist, den physischen Teil in Ordnung zu bringen.

Leichtigkeit schaffen, um andere Dimensionen zu erforschen

Das ist es, worum es beim Yoga geht: Du willst deinen Körper in einen solchen Zustand der Leichtigkeit bringen, dass du gar nicht mehr weißt, ob dein Körper existiert oder nicht. Du kannst die Teile deines Körpers nicht vergessen, die dir gerade wehtun. Du kannst nur das vergessen, was in Leichtigkeit ist. Um den Körper in einen solchen Zustand der Leichtigkeit zu bringen, musst du etwas tiefer als normal atmen. Und mit der Zeit sollte dein Atem in jedem Asana, wenn du in der perfekten Haltung bist, normal werden. Wenn dein Körper in guter Verfassung ist und du dich in einer gewissen Altersspanne befindest, wirst du nach etwa 12 bis 18 Monaten intensiver Praxis an einen Punkt kommen, an dem du in einer vollen Asana-Haltung nicht mehr tiefer als normal atmen musst. Der normale Atem wird mehr als genug sein, ohne zu keuchen. Wenn du eine Minute lang in der vollen Haltung bleibst und es keine Abweichung in deinem Atem oder deiner Pulsfrequenz gibt, bedeutet das, dass dein Körper zur Ruhe kommt. Wenn er zu einem solchen Zustand der Leichtigkeit gelangt, wird es kein Unwohlsein geben. Und wenn es keinen Zustand des Unwohlseins in dir gibt, dann hat der Körper Energie, um andere Dimensionen des Lebens zu erforschen. Andernfalls hält der Körper dich für den Rest deines Lebens auf Trab.

Warum der Fokus auf den Atem während der Asanas essenziell ist

A meditator doing trikonasana

Fragesteller: Warum sollten wir uns während der Asanas auf den Atem fokussieren?

Sadhguru: Dein Verstand und deine Emotionen brauchen ein einziges Objekt, auf das sie sich fokussieren. Wenn beide bei demselben Objekt bleiben, hast du maximale Leichtigkeit. Wenn dein Körper in eine Richtung geht, dein Verstand in eine andere, und deine Emotionen in eine ganz andere Richtung, wirst du dich abmühen. Nehmen wir an, du hast einen Job, in den du sehr involviert bist, eine Familie zu Hause und eine Affäre nebenbei, dann wirst du in einem ziemlichen Durcheinander stecken – niemals in Leichtigkeit. Nur wenn dein Körper, dein Verstand und deine Emotionen in eine Richtung fokussiert sind, wirst du dich in vollkommener Leichtigkeit befinden.

Die Verlässlichkeit des Atems

Nichts und niemand, weder dein Job noch dein Reichtum noch deine Familie oder deine Liebesbeziehung sind so zuverlässig wie dein Atem. Solange du lebst, wird er immer da sein. Er ist die beständigste und zuverlässigste Sache, auf die du deinen Verstand fokussieren kannst. Wenn du während eines Asana deinen Verstand nicht auf den Atem fokussierst, wird er überall hingehen. Fokussiere dich deshalb auf den Atem.

Wenn ich dir jetzt den Atem wegnehme, werden du und dein Körper auseinanderfallen. Es ist dein Atem, der dich und deinen Körper zusammenhält. Diese Kurma Nadi, wie wir es im Yoga nennen, ist wie ein Faden, der dich und deinen Körper zusammenhält.

Die Verbindung zwischen Körper und Atem

Wenn du ständig bei deinem Atem bleibst, wenn du wirklich mit ihm reist, wirst du eines Tages verstehen, wo du und dein Körper miteinander verbunden sind. Wenn du das weißt, kannst du deinen Körper auf Abstand halten, und all deine Probleme und Leiden werden vorbei sein. Alle Schwierigkeiten und Leiden in deinem Leben entstehen aus deinem Körper und deinem Verstand. Wenn du deinen Körper und deinen Verstand auf Abstand zu dir selbst halten kannst, ist dies das Ende des Leidens. Und nur wenn es keine Angst vor dem Leiden gibt, wird ein Mensch es wagen, sein Leben in vollen Zügen zu erforschen. Es ist also sehr wichtig, mit dem Atem zu sein.

Eine Sache ist, dass dein Verstand einen ständigen Begleiter hat, bei dem er bleiben kann. Jeder mag dich verlassen, aber dein Atem wird dich nicht verlassen, bis du stirbst. Und zum anderen bringt er dich an einen Ort, an dem du und dein Körper miteinander verbunden seid. Wenn du nicht willst, dass dein Leben von einer Vielzahl von Zwängen bestimmt wird, wenn du dein Leben aus freien Stücken tun und lassen willst, ist es wichtig, diesen Ort zu kennen.

Warum yogische Übungen oft in Dreiergruppen gemacht werden

Fragesteller: Yogische Übungen werden oft in Dreiergruppen gemacht. Gibt es dafür einen Grund?

Sadhguru: Es gibt viele Möglichkeiten, dies zu betrachten. Dies ist eine dialektische Kultur. Eine Geschichte sagt eine Sache, aber sie bedeutet etwas anderes. Sie ist absichtlich so strukturiert, um unsere Logik weiterzuentwickeln. Wenn du alles im Leben zu 100% logisch angehst, wirst du sehr krude sein. Irgendwo musst du das Graue berühren. Wenn für dich alles schwarz oder weiß ist, kann niemand mit dir zusammen sein. Du denkst, dass du logisch korrekt bist, aber niemand kann dich ertragen, weil es eine krude Logik ist. Also haben wir eine andere Art von Logik entwickelt.

Die Grenzen der Logik

In der modernen Wissenschaft nennen sie es „unscharfe Logik”, was eine gute Beschreibung ist. Aber dies ist mehr als unscharfe Logik; dies ist eine dialektische Kultur. Die meisten asiatischen Länder und große Teile Afrikas sind dialektische Kulturen, aber hier in Indien haben wir dies zu einem völlig anderen Prozess weiterentwickelt, insbesondere wenn es darum geht, irgendetwas Spirituelles zu beschreiben. Dialektische Kulturen drücken die Dinge nicht 100%ig logisch aus. An der Oberfläche sieht es aus wie eine fantastische Geschichte. Aber wenn man tief genug gräbt, dann gibt es eine Logik dahinter.

Weißt du, Yoga begann mit Adiyogi, und einer seiner Namen ist Tripurantaka. Ich werde die Geschichte abkürzen, denn bei indischen Geschichten kann selbst eine Nebengeschichte tagelang dauern, und das ist beabsichtigt, denn die Idee der Geschichte ist es, dich logisch in ein unlogisches Reich zu führen. Andernfalls ist es für einen Menschen sehr schwierig, seine Logik ruhen zu lassen, denn sie ist das Einzige, was ihn bisher durchs Leben gebracht hat.

Wenn ich sage: „Lass es ruhen. Gib auf. Wir werden etwas mit dir tun“, sagst du vielleicht ‚Ja‘, aber du wirst an deiner Logik festhalten. Wenn etwas nicht in deine Logik passt, wird dein Verstand es natürlicherweise ablehnen. Die Geschichte führt dich also logischerweise an einen Ort, der jenseits deiner derzeitigen Ebene der Logik liegt. Ich werde dir nicht die ganze Geschichte erzählen, denn das würde einen ganzen Tag dauern.

Drei Dimensionen erobern

Es war einmal ein Rakshasa-König. Rakshasa wird im Allgemeinen mit Dämon übersetzt, aber sie sind nicht unbedingt Dämonen. Sie sind eine andere Art von Menschen, die sich nicht an die Gesetze der Gesellschaft halten. Ein Rakshasa ist jemand, der von seinen eigenen Leidenschaften, seiner eigenen Lust und seinen eigenen Bedürfnissen beherrscht wird. Eroberung, Vergewaltigung und Ausbeutung sind für ihn normal. Dieser Rakshasa-König wurde sehr mächtig, so mächtig, dass er drei Städte baute, die im Himmel schwebten. Er regierte diese Städte und wann immer er wollte, kam er auf die Erde und verwüstete sie. Es gab keine Konkurrenz für ihn. Er war ein so großer Krieger und seine Armeen waren so stark, dass ihn niemand aufhalten konnte. Er terrorisierte alle anderen, Menschen und Götter.

Zu dieser Zeit gab es mehr Götter als Menschen im Land. Wir hatten schon damals 330 Millionen Götter, aber nicht so viele Menschen! So viele Götter, und doch hatte dieser Mann keine Ehrfurcht vor irgendetwas. Er verwüstete einfach alles, was er sah. Niemand konnte ihn töten, niemand konnte ihn bezwingen. Sie riefen alle Devas. Alle Helden zogen aus, um gegen ihn zu kämpfen, aber er besiegte sie nicht nur, er schändete sie auf jede erdenkliche Weise. Er stellte sicher, dass er die Macht war.

Zu dieser Zeit hatte Shiva seine Augen geschlossen. Sie gingen zu ihm und flehten ihn über Jahre lang an, aber er öffnete seine Augen nicht. Er war ganz woanders. Dann fand Vishnu einen Weg, ihn dazu zu bringen, seine Augen zu öffnen, und sie sagten ihm: „Nur du kannst diesen Mann aufhalten.“ Aber der Rakshasa hatte sich den Segen geholt, dass keine seiner Städte von einer Armee zerstört werden konnte. Shiva sah, dass er diese Städte nicht einzeln abschießen konnte. Er musste alle drei auf einmal abschießen. Also schoss er einen einzigen Pfeil ab, der alle drei Städte durchbohrte und sie zu Fall brachte.

Leben geschieht zwischen Dreien

Tri-pura bedeutet „drei Städte“. Tripurantaka bedeutet „ der, der Tripura vernichtete“. Die Geschichte von Shiva, der alle drei Städte mit einem einzigen Pfeil zerstört, bezieht sich auf die drei grundlegenden Dimensionen dessen, was du bist. Dies kann auf viele verschiedene Arten ausgedrückt werden. In Bezug auf Qualitäten werden diese drei Dimensionen Tamas, Rajas und Sattva genannt. In Bezug auf die physische Manifestation nennen wir sie Pingala, Sushumna und Ida. Diese drei Nadis sind die Manifestation dessen, was du bist. Dann gibt es die drei Kräfte Erde, Mond und Sonne. Und die drei Dimensionen der eigenen Existenz hier: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Im Wesentlichen spielt sich das Leben zwischen diesen drei Dimensionen ab. Man kann es als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sehen. Oder man kann es als Ida, Sushumna und Pingala sehen. Oder du kannst es als Erde, Sonne und Mond sehen. Wenn du versuchst, nur einen der drei zu erobern, wirst du dich auf einer endlosen Fahrt befinden, denn die drei sind innerlich eins. Im Yoga und im spirituellen Prozess versuchen viele Menschen, nur eine Sache zu beherrschen, was ein verzweifeltes Unterfangen ist.

Der Sieg erfordert die Eroberung aller drei

Die Botschaft ist: Wenn du nicht alle drei auf einmal abschießt, wirst du niemals siegreich sein. Es ist eine spirituelle Botschaft, die in einer ausgeklügelten Geschichte vermittelt wird. Wie er ein Tripurantaka wurde, ist ein ganzes Buch für sich. Wie er die Tripura bekämpfte, die vielen Waffen, die er benutzte, was alles geschah – all diese Dinge beschreiben die Kämpfe eines Menschen, der versucht, einen Aspekt seines Lebens zu erobern. Jemand will seinen Verstand bezwingen, ohne seine Energie zu bezwingen. Er kann sich so sehr anstrengen wie er will, es wird nicht gelingen. Jemand versucht, den Körper zu disziplinieren, ohne Verantwortung für den Verstand und die Energie zu übernehmen. Mach, was du willst, es wird nicht geschehen. Verstand, Körper, Energie; Sonne, Mond, Erde; all diese sind drei. Wenn sie nicht mit einem einzigen Pfeil getroffen werden, werden sie nicht fallen.

Deine Augen schließen

A meditator closing her eyes while doing an asana

Fragesteller: Sadhguru, warum sollten wir unsere Augen in den meisten Asanas geschlossen halten?

Sadhguru: Wenn du deine Augen schließt, verschwindet die Welt, es sei denn, du hast deine eigene falsche Welt in deinem Kopf. Im Moment schaue ich dich an. Wenn ich meine Augen schließe, bist du für mich verschwunden. Wenn deine Phantasie nicht verrückt spielt, weil du keine Kontrolle darüber hast, ist die Welt für dich weg, wenn du deine Augen schließt.

Loslösen und verinnerlichen

Wenn du ein Asana machst, willst du alles verinnerlichen. Ein grundlegender Schritt zur Verinnerlichung ist es, die Augen zu schließen. Wenn du etwas sehr Gutes isst, wenn etwas weh tut, wenn etwas schön ist, wenn du etwas wirklich erfahren willst, schließt du die Augen. Das geschieht ganz natürlich, wenn man etwas verinnerlichen will, denn von den fünf Sinnen ist das Sehen der am stärksten nach außen bezogene Prozess.

Der beste Weg, die Welt abzuschalten

Wenn du dein Sehen verlierst, verlierst du 50% deines Bezugs zur Welt. Die anderen vier Sinne: Geruch, Tastsinn, Geschmack und Gehör – machen zusammen die restlichen 50 % aus. Wenn du dein Sehvermögen verlierst, verbessern sich dein Hör- und dein Geruchssinn, aber im Grunde genommen ist das Sehvermögen, insbesondere beim Menschen, der dominierende Sinn.

Im Gegensatz dazu nimmt ein Hund zum Beispiel die Welt über seinen Geruchssinn wahr. Er weiß, wer du bist, nicht indem er dich ansieht, sondern indem er dich riecht. Aber für einen Menschen ist der Sehsinn der wichtigste Sinn. Sobald du deine Augen schließt, ist die Hälfte der Welt abgeschaltet. Verinnerlichung funktioniert also am besten, wenn die Augen geschlossen sind.

Zeh an Zeh

Fragesteller: Sadhguru, warum sollten sich die großen Zehen oder die Fersen in bestimmten Asanas berühren?

Sadhguru: Wenn du dich nach vorne beugst, sollten sich deine Fersen immer berühren, weil das Muladhara geschlossen sein sollte. Andernfalls gibt es beim Vorwärtsbeugen eine natürliche Bewegung in Richtung des Muladhara, die wir aufhalten wollen. In gewisser Weise ist die Fußsohle eine kleine Manifestation des ganzen Körpers. Wenn sich die Zehen berühren, funktioniert plötzlich das ganze System anders. Du wirst sehen, dass in Indien, wenn jemand stirbt, eine biologische Schnur genommen wird und die großen Zehen zusammengebunden werden, da dies verhindert, dass bestimmte Dinge in das System eindringen.

Einen kompletten Kreislauf schaffen

Du weißt nicht immer, in welcher Atmosphäre du dich befindest. Wenn die großen Zehen sich berühren, nimmst du nicht wahr, was um dich herum ist, und du wirst selbst zu einem vollständigen Kreislauf. Du bist sowieso ein vollwertiges Leben, obwohl die meisten Menschen sich als halbes Leben erfahren. Wenn sie bestimmte Dinge nicht haben, fühlen sie sich leer.

Ein Aspekt des Yoga ist es, deine Energien so einzustellen, dass du, wenn du hier sitzt, von Natur aus vollständig bist. Du brauchst niemanden oder etwas, um dich vollständig zu machen. Wenn du interagierst, ist es ein Beitrag, und nicht ein Streben nach deiner Erfüllung.

Deine Ganzheitlichkeit etablieren

Das ist eine klare Art und Weise, sich so aufzustellen, dass du kein Eigeninteresse bist. Nicht aus Moral oder Ethik heraus, sondern aus deinem eigenen Wesen heraus, weil du in dir selbst vollständig bist. Um dieses Gefühl der Vollständigkeit zu erreichen, ist es wichtig, die Zehen zusammen zu halten. In bestimmten Asanas sollten entweder die großen Zehen zusammen sein oder dein Muladhara sollte gestützt sein. Auf diese Weise arbeitest du ständig daran, dich zu einem vollständigen Prozess zu machen, so dass dieses Gefühl der Unvollständigkeit, dieses Gefühl, nicht ganz zu sein, verschwinden wird.

Ferse an den Damm

Fragesteller: In Asanas wie Ardhasiddhasana, Vrikshasana und Yogamudra sollte die Ferse den Damm berühren. Was ist, wenn das anatomisch nicht möglich ist oder sie verrutscht?

Sadhguru: Wenn du dich teilweise auf die Ferse setzt, wird sie immer diesen zwei Zentimeter Raum berühren, was der Damm (Perineum) ist. Ob die Ferse verrutscht oder nicht, hängt davon ab, wie bequem sie zum Damm geht. Sobald du flexibler wirst, wird sie dort bleiben. Wenn du zum Beispiel Janurshirsasana machst, bewege die Ferse nicht aus deiner Bequemlichkeit heraus weg. Das Wichtigste, was du in diesen Asanas erreichen willst, ist der volle Druck auf das Muladhara.

Asanas: Erforschen wie Körper und Verstand funktionieren

Meditators doing one of the Angamardana Aasanas

Fragesteller: Namaskaram, Sadhguru. Wann immer ich versuche, eine negative Emotion wie Ärger zu stoppen, wird sie nur noch stärker. Wie kann ich in den Griff bekommen, wie mein Verstand funktioniert?

Sadhguru: Wenn du versuchst, das zu stoppen, was du nicht willst, wird nur das passieren. Das war schon immer die Natur deines Verstandes und des menschlichen Verstandes an sich. Das ganze System des Yoga besteht darin, die Natur deines Körpers und deines Verstandes erfahrungsbasiert zu erforschen.

Wenn du morgens aufstehst und deine Asanas machst, dann nicht, weil es eine Dehnungsübung ist, wie viele Idioten auf diesem Planeten es beschreiben. Ja, du musst dich dehnen, um es zu tun, aber im Grunde ist es eine Erforschung deines Körpers und deines Verstandes. Denn das größte Problem in deinem Leben ist, dass du versuchst, hier zu leben, ohne die beiden grundlegenden Instrumente im Griff zu haben, ohne die du nicht durch dieses Leben gehen kannst; den physischen Körper und den Verstand.

Das Instrument verstehen

Wie komfortabel du durchs Leben reist, hängt davon ab, wie gut du deinen Körper und deinen Verstand verstanden hast. Damit die Reise komfortabel ist, muss das Gefährt gut sein, und du musst das Gefährt verstehen. Wie es sich verhält, was es tut und warum es tut, was es tut. Das ist keine Erleuchtung, das ist notwendig, selbst wenn man nur ein unwissendes Leben führen will. Früher sagte man: „Unwissenheit ist Glückseligkeit.“ Wenn das wahr wäre, müsste die Welt bereits glückselig sein.

Eine erfahrungsbasierte Erkundung

Selbst wenn du dich entschieden hast, unwissend zu sein, weil du glaubst, dass es glückselig ist, musst du, um durch diese Welt zu gehen, ein Verständnis von diesem Körper und diesem Verstand haben. Andernfalls ist alles, was du tust, ein Problem. Ich werde nicht weiter intellektuell darauf eingehen, denn dann würdet ihr euch nur aufregen. Deshalb ist das yogische System eine erfahrungsorientierte Erkundung, ohne zu versuchen, es intellektuell zu ergründen.

Wenn du deine Asanas machst, erkundest du die Natur deines Körpers und deines Verstandes. Wenn du deine Finger auf eine bestimmte Weise bewegst, wird dein Verstand entsprechend funktionieren. Alles, was du mit deinem Körper tust, hat etwas mit deinem Verstand zu tun. Du wirst dieses Verständnis nicht erreichen, indem du ein Buch liest. Du wirst es nur erreichen, indem du es erkundest. Wenn du deine Augen schließt und versuchst, etwas gewaltsam aus deinem Verstand zu entfernen, wirst du niemals erfolgreich sein. Dies ist die grundlegendste und zugleich wichtigste Erkenntnis, zu der jeder kommen muss. Ohne diese Erkenntnis wirst du ein völliges Durcheinander aus dir machen. Wenn du nicht so scharf im Kopf bist, ist das in Ordnung. Aber wenn du scharfsinnig bist, wirst du dich überall schneiden, und bevor dich jemand retten kann, wirst du verstümmelt sein.

Jeden Tag kommen solche verstümmelten Menschen zu mir und sagen: „Sadhguru, ich bin an Erleuchtung interessiert.“ Heile zuerst die Wunden, oder höre zumindest auf, weitere Wunden zu verursachen, denn du hast ein sehr scharfes Messer.

Die Grundlagen erforschen

Selbst wenn sie sich rasieren, schneiden sich viele Männer im Gesicht. Ich habe Menschen gesehen, die im Gesicht geblutet haben, weil sie sich zu nah schneiden wollten und es näher kam als geplant. Die Grundlagen zu verstehen, zu begreifen, wie der Verstand funktioniert, kommt nicht von einer intellektuellen Analyse. Es ist eine Erkundung. Was du tun musst, ist, deinen Körper in einer bestimmten Haltung zu halten und zu sehen, dass dein Verstand auf eine bestimmte Weise funktioniert. Halte deinen Körper in einer anderen Haltung, und sieh, dass dein Verstand auf eine andere Weise funktioniert.

Wenn du deine Asanas machst, erkundest du die Natur deines Körpers und deines Verstandes.

Hatha Yoga ist vorbereitend

Wenn du in einem Asana bleibst und richtig atmest, wird der Verstand während dieses Prozesses in verschiedene Zustände übergehen. Diese Erkundung ist der grundlegendste Aspekt des Yoga. Hatha Yoga ist nicht der Gipfel, es ist vorbereitend. Wenn du versuchst, den Gipfel ohne diesen vorbereitenden Schritt zu erreichen, wirst du wahrscheinlich abstürzen.

Mindestens 80% der Menschheit wird in ihrem Leben nicht in der Lage sein, irgendeine Art von Meditation zu praktizieren, solange sie nicht eine Art von körperlicher Vorbereitung machen. So wie sie sitzen, die ganze Art, wie sie ihren Körper bewegen, macht deutlich, dass sie nicht meditieren können, egal wie sehr sie es versuchen. Ein gewisses Maß an körperlicher Vorbereitung ist notwendig, denn Körper und Verstand sind nicht zwei getrennte Dinge, oder ist dein Gehirn außerhalb deines Körpers? Was mit dem kleinen Finger geschieht, geschieht auch mit dem Gehirn. Was mit dem Gehirn geschieht, geschieht auch mit dem kleinen Finger. Es funktioniert in beide Richtungen. Das Gehirn ist kein eigenständiges Gebilde.

Ärzte haben etwas über den Körper gelernt, indem sie tote Körper seziert haben. Wenn du einen toten Körper öffnest und verschiedene Organe herausschneidest und sie an verschiedenen Orte tust, ist das alles getrennt. Aber so ist dein Körper nicht. Er ist ein Ganzes. Nur für ein unterscheidendes Skalpell ist er getrennt, aber für einen lebenden Menschen ist er ein Ganzes. Das ist der Grund, warum das yogische System so konzipiert ist, wie es ist.

Was du dich widersetzt, wird sich manifestieren

Versuche als Experiment, dich den Dingen zu widersetzen, die du dir wünschst. Du wirst sehen, dass sie sich stark in dir manifestieren werden. Wenn du willst, dass etwas geschieht, dann versuche, es nicht geschehen zu lassen. Dann wird es definitiv geschehen. Das liegt daran, dass du dich in einem Zustand befindest, in dem dein Verstand, wenn du den ersten Gang einlegen willst, den Rückwärtsgang einlegt. Das ist nicht die beste Art, Dinge zu tun, aber du könntest es versuchen, um zu verstehen, dass es im Moment so ist – wenn du dich gegen etwas wehrst, wird nur das passieren.

Mach dein Sadhana, es funktioniert!

Ab morgen stehe um fünf Uhr morgens auf, nimm eine kalte Dusche und beginne dein Sadhana jeden Tag um 5:30 Uhr. Nach einiger Zeit werden so viele Dinge, die ein Problem in deinem Kopf waren, verschwunden sein. Mach einfach dein Hatha Yoga eine Stunde am Tag. Es funktioniert. Aber wenn du verstehen willst, wie es funktioniert, was der Mechanismus und der Prozess ist, dann braucht es eine Menge Mühe und Zeit. Um es zum Funktionieren zu bringen, braucht es nicht viel. Aber wenn du die ganze Komplexität dessen verstehen willst, was es bewirkt, warum es auf diese Weise geschieht, warum ein bestimmtes Asana eine bestimmte Wirkung hat, dann ist es ein lebenslanges Studium.

Diejenigen, die von der Technik profitieren wollen, sollten einfach lernen, sie anzuwenden. Für diejenigen, die die Grundlagen und die Wissenschaft hinter der Technik kennen wollen, ist es eine lebenslange Arbeit. Ich habe drei Leben gebraucht, um zu verstehen, wie sie funktioniert. Ich nehme an, dass du klüger bist als ich, denn du bist zu mir gekommen, und nach all den Dingen, die ich tue, keine Nettigkeiten, kein Versprechen des Himmels, keine Wunder, nicht einmal ein freundliches Wort, keine Umarmung, bist du immer noch hier. Angenommen also, du bist klug, dann ist es die Arbeit eines Lebens.

Noch mehr über Asanas

Still sitzen – Verstand und Körper zur Ruhe bringen Sadhguru beantwortet eine Frage darüber, was es braucht, um lange still zu sitzen, und spricht über die Wichtigkeit, Verstand, Körper, Emotionen und Energien zur Ruhe zu bringen.

Welche Art von Kleidung sollte man beim Yoga tragen? Sadhguru spricht über die Bedeutung der richtigen Kleidung beim Sadhana und die Notwendigkeit, während dieser Zeit metallische Gegenstände am Körper zu vermeiden.

Why An Empty Stomach is Essential for Hatha Yoga Practice Sadhguru answers a question on why Hatha Yoga should be practiced on an empty stomach, and explores the nature of the body and how Hatha Yoga influences it.

Warum ein leerer Magen für Hatha Yoga essenziell ist Sadhguru beantwortet eine Frage, warum Hatha Yoga auf leeren Magen geübt werden sollte, und erkundet die Natur des Körpers und wie Hatha Yoga ihn beeinflusst.

Warum du kein Wasser trinken solltest, während du Yoga übst Sadhguru betrachtet die Bedeutung der Aufrechterhaltung des richtigen Körperzustands während Hatha Yoga und erklärt, warum wir während der Übung kein Wasser trinken sollten.

Anmerkung: Isha Hatha Yoga bietet jährlich eine 21-wöchige Hatha Yoga Lehrerausbildung sowie mehrere intensive Hatha Yoga Module an, die von Lehrern aus aller Welt unterrichtet werden.

Finde einen Hatha Yoga Lehrer in deiner Nähe 

Anmerkung: Abonniere den offiziellen YouTube-Kanal von Sadhguru, um jede Woche neue Videos zu entdecken.

VERÖFFENTLICHT IN: Hatha Yoga & Asanas

< Zurück
Weiter >


Editor’s Note: Subscribe to the official Sadhguru YouTube channel to watch new videos every Monday, Wednesday and Friday.

Default quote text

Sadhguru Quote

 
Download Free AppClose