Haben andere Kulturen Shiva gekannt? Sadhguru erklärt, dass die mystischen Wissenschaften, in gewisser Weise, in jeder Kultur präsent waren.
Fragesteller: Warum sprechen andere Kulturen nicht über Shiva?
Sadhguru: Es gab kein erleuchtetes Wesen, das nicht von Shiva gesprochen hat, im Sinne von einer grenzenlosen Dimension, oder von etwas jenseits der physischen Natur. Der einzige Unterschied ist, dass sie es vielleicht in der Sprache und Symbolik ihrer Region ausgedrückt haben.
Eine andere Dimension von Shiva ist Adiyogi, der erste Yogi, der der Menschheit die unglaubliche Wissenschaft des Yoga erschloss. Die yogische Kultur geht nahtlos von der Anrufung Shivas als Grundlage der Schöpfung zur Anrufung Shivas als erstem Yogi über.Ist das widersprüchlich?Überhaupt nicht, denn sobald sich Yoga oder die Ultimative Einheit vollzogen hat, gibt es keinen Unterschied mehr zwischen der Ultimativen Realität und dem, der sie erfahren hat.
Shi-Va: Energie lenken
Wir sind auf den Klang „Shiva“ gekommen, basierend auf einem sehr tiefen Verständnis des Lebens. Wir wissen, der Klang Shiva kann unglaubliche Dinge mit dir tun. Wenn du empfänglich genug bist, kann der Klang explosiv sein – nur einmal ausgesprochen, wird er in dir auf so kraftvolle Weise explodieren.
Der Klang „Shi“ in Shiva bedeutet im Grunde Kraft oder Energie. In der indischen Lebensweise haben wir das Feminine immer als Kraft symbolisiert – Shakti. Irgendwie hat die englische Sprache das gleiche Wort gefunden, um das Feminine als „She“ zu beschreiben. „Shi“ bedeutet im Grunde Shakti oder Energie. Aber wenn du immer weiter zu viel „Shi“ machst, bringt es dich aus dem Gleichgewicht. Daher wird „Va“ im Mantra als Dämpfer hinzugefügt, um es zu verlangsamen und das Gleichgewicht zu halten. „Va“ kommt von „Vama“, was Meisterschaft bedeutet. Also, in „Shi-va“ gibt einer die Energie und der andere gleicht sie aus oder kontrolliert sie. Ungelenkte Energie ist nutzlos, sie kann zerstörerisch sein. Wenn wir also „Shiva“ sagen, geht es darum, die Energie auf eine bestimmte Weise, in eine bestimmte Richtung zu lenken.
In Indien hatten wir eine Atmosphäre, in der wir eine wissenschaftlich strukturierte Sprache schufen, die ein ganzes System von Klängen darstellt. In dieser Kultur legten wir nicht allzu viel Wert auf die Bedeutung, aber wir legten enormen Wert auf die Schwingung, die wir erzeugen. Bedeutung existiert nur im menschlichen Verstand – Klang existiert im Universum. Aus diesem Grund haben wir die Sprache so entwickelt, dass es in erster Linie um den Klang geht – Bedeutungen kann man später zuordnen. Wir haben die richtigen Laute gefunden, und wir haben alles so beschrieben, wie es ist. Aber auch in jeder anderen Kultur gibt es Anlässe, in denen sie über ähnliche Dinge sprechen.
Die verlorenen Welten der Mystik
Aufgrund der sehr aggressiven Art und Weise, mit der Religion in den letzten 1800 Jahren in der Welt verbreitet wurde, sind jedoch die meisten der großen Kulturen der Vergangenheit, wie die alte mesopotamische Zivilisation, die zentralasiatischen Zivilisationen und die nordafrikanischen Zivilisationen, verschwunden. Es ist also nicht mehr offen sichtbar, aber wenn du tiefer in der Geschichte zurückblickst, war es überall zu finden. Zum Beispiel in Konya in der Türkei, dem Ort, an dem Rumi seinen letzten Lebensabschnitt verbrachte und starb, gibt es ein Mausoleum mit seinen sterblichen Überresten. Als ich einmal dort war, sah ich ein großes Linga draußen liegen. Es war an einem Ende beschädigt, aber am anderen Ende noch lebendig – nach vielleicht 2500 oder 3000 Jahren.
Ein weiteres Beispiel ist Delphi in Griechenland, das als Nabel der Erde bekannt war, weil dort ein Manipuraka-Linga errichtet wurde. Es wurde vor etwa 4200 Jahren konsekriert. Dieses Linga besaß einen Quecksilberkern. Als dort wirklich schlimme Dinge passierten, löste sich das Quecksilber auf.
In gewisser Weise waren die mystischen Wissenschaften also früher in jeder Kultur präsent. Aber in den letzten 1800 Jahren sind sie in anderen Teilen der Welt weitgehend verloren gegangen.
Anmerkung der Herausgeber: Hier gelangst du zu den Videos über die Entstehung und die Möglichkeiten des Dhyanalinga, der im Isha Yoga Zentrum konsekriert wurde.
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