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Der eigensinnige Schüler: Die Geschichte von Ribhu und Nidhaga

Sadhguru erzählt uns die Geschichte von Ribhu Maharishi und seinem Schüler Nidhaga, und wie jeder Meister seine eigenen Methoden hat, um einen Schüler voranzubringen

Sadhguru erzählt uns die Geschichte von Ribhu Maharishi und seinem Schüler Nidhaga, und wie jeder Meister seine eigenen Methoden hat, um einen Schüler voranzubringen

Sadhguru: Die yogische Tradition hat Tausende von verwirklichten Meistern gesehen. Keine andere Tradition in der Welt, keine andere spirituelle Kultur in der Welt hat eine solche Galaxie von verwirklichten Wesen gesehen. Viele Methoden und Systeme wurden entwickelt, um den Menschen zu seinem höchsten Potential zu führen. Jeder Meister vermittelte seine Lehre auf eigene Weise und wandte seine eigenen Methoden und Hilfsmittel an, passend für die Menschen um ihn herum.

Im Grunde besteht der Prozess des Yoga in der Erkenntnis, wer du wirklich bist. Jeder Meister hat ihn auf viele seltsame Arten für die Menschen wahr werden lassen. Da jeder Meister sich auf eigene Weise ausdrückt, stößt jeder von ihnen auf andere Arten von Widerstand in der Gesellschaft. Die gesellschaftliche Norm ist so. Die Gesellschaft weiß, vor hundert Jahren hat ein Guru etwas auf bestimmte Art getan. Heute kommt ein anderer und beginnt, die Dinge auf völlig andere Art zu tun. Nun muss die Gesellschaft entweder diesen Mann verurteilen oder jenen Mann. Sie können nicht sehen, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt, das Gleiche zu bewirken.

Ribhu und Nidhaga

Das erinnert mich an einen großen Weisen in unserer Tradition, dessen Name Ribhu war. Er war bekannt als Ribhu Maharishi. Ribhu hatte einen eigensinnigen Schüler, dessen Name war Nidhaga. Ribhu Maharishi hatte eine ganz besondere Liebe für diesen Schüler, obwohl er nicht so fokussiert war wie die anderen. So ergab sich unter den anderen Schülern unweigerlich ein kleines Problem: „Nidhaga ist so unkonzentriert, aber warum ist der Guru so liebevoll zu ihm und zu uns nicht?“ Solche Dinge passieren immer, denn ein Guru ist nicht jemand, der dich als das sieht, was du heute bist. Er sieht in dir, wozu du morgen in der Lage bist – die Möglichkeit, die du in dir trägst. Was du bisher getan hast, ist für ihn nicht von Bedeutung. Was du heute bist, ist für ihn von gewisser Bedeutung, aber was du morgen sein kannst, ist für ihn von größter Bedeutung.

Einmal brach Nidhaga auf und ging fort. Ribhu Maharishi reiste, um seinen Schüler zu sehen, wo immer er auch war. Aber Nidhaga war nicht sonderlich empfänglich. Also ging Ribhu immer in Verkleidung, nur um ihn zu segnen und zu führen.

Eines Tages verkleidete sich Ribhu Maharishi als ein Bauer aus dem Dorf und ging dorthin, wo Nidhaga war. Eine königliche Prozession zog auf der Straße vorbei. Nidhaga beobachtete die Prozession aufmerksam. Also ging Ribhu Maharishi als Bauer verkleidet zu Nidhaga, stellte sich neben ihn und fragte: „Was siehst du dir da an?“Nidhaga sah ihn verächtlich an und dachte bei sich: „Alle schauen sich die Prozession an. Dieser Narr weiß nicht einmal, was wir uns anschauen.“Er sagte: „Ich sehe mir den Festzug des Königs an.“Ribhu Maharishi fragte: „Wo ist der König?“- “Kannst du das nicht sehen? Er sitzt auf dem Elefanten.“„Oh, aber welcher ist der König?“Nun wurde Nidhaga richtig wütend und sagte: „Siehst du das nicht, du Narr? Der Mann, der oben sitzt, ist der König; das Tier unten ist der Elefant.“- „Oh, was heißt dieses Oben und Unten? Das verstehe ich nicht.“ Nidhaga wurde richtig wütend. Er sagte: „Du Narr, du weißt nicht, was oben und unten ist? Es sieht so aus, als würde das, was du siehst und was du hörst, nicht in dich gelangen. Du brauchst etwas Unterstützung.“Er drückte Ribhu Maharishi mit Kraft auf den Boden und stellte sich auf seine Schultern. „Siehst du es jetzt? Jetzt bin ich oben, du bist unten; ich bin der König, du bist das Tier. Hast du es verstanden?“- „Nicht ganz! Jetzt kann ich verstehen, was ein Mensch und was ein Elefant ist. Jetzt kann ich verstehen, was oben ist, was unten ist. Aber was ist dieses ‚Du‘ und ‚Ich‘, von dem du sprichst?“Plötzlich machten die grundlegenden Fragen „Wer bin ich? Wer bist du?“ Nidhaga sprachlos. Er fiel Ribhu zu Füßen, da er erkannte, dass es niemand anderes sein konnte als sein Meister, und in diesem Moment erlangte er Selbstverwirklichung.Jeder Meister nutzte seine eigenen Wege und Methoden, um Dinge zu tun. Einige waren subtil, einige schufen drastische Situationen. Es gibt vielerlei Arten von Methoden.

Keine Ethik oder Moral

Normalerweise, wenn die Leute an jemanden auf dem spirituellen Weg denken, denken sie an Menschen in einem gewissen Rahmen, was die Art von Verhalten, Kleidung und Sprache betrifft. Aber dies ist kein Land für diese Art von spirituellen Menschen. Die Art, die in dein Verständnis passt, ist hier gewesen. Aber es gab viele andere, die absolut wild sind und die man niemals als spirituell erkennen kann. Aber das sind Menschen, die die höchsten Gipfel der Existenz erreicht haben.

Jeder Meister nutzte seine eigenen Wege und Methoden, um Dinge zu tun. Einige waren subtil, einige schufen drastische Situationen.

Wenn wir sagen „ein Yogi“, meinen wir nicht jemanden mit bestimmtem Verhalten, bestimmter Moral oder Ethik. Ein Yogi ist jemand, der vollkommen in Einklang mit dem Leben ist – so in Einklang mit dem Leben, dass er es auseinandernehmen und wieder zusammensetzen kann. Das fundamentale Leben, das du bist, wenn du es vollständig auseinandernehmen und wieder zusammensetzen kannst, dann erst bist du ein Yogi. Das kommt nicht von Ethik, Moral oder gutem Benehmen. Diese Dinge verschaffen dir Ansehen in der Gesellschaft, aber sie bringen dich nicht weiter, wenn es um die Existenz geht.

Es hat viele solch unglaublicher Menschen gegeben. Einige von ihnen waren – soweit es nach der Welt ging – absolute Trunkenbolde, Drogensüchtige oder sehr ausfallende Menschen, aber sie waren Yogis. Diese Dinge geschahen nicht aus einer Zwanghaftigkeit in ihrem Inneren. Sie taten diese Dinge ganz bewusst.

Es gibt viele, die jeden anderen Weg und Guru in der Welt beschimpfen. Das geschieht nicht aus irgendeinem inneren Zwang. Sie tun dies, weil wenn du denkst: „Ja, ich gehe diesen Weg, aber vielleicht ist jener Weg besser“, du diesen Weg nicht hundertprozentig gehen wirst. Solange du nicht siehst, dass dein Guru der beste Guru ist, kannst du nicht voll involviert sein und dich dem Prozess hingeben. Genau aus diesem Verständnis kommen diese Menschen. Es mag für viele Leute keinen logischen Sinn ergeben, aber allein die Tatsache, dass sie es erreicht haben und glorreich leben, zeigt, dass es funktioniert hat.

Anmerkung der Herausgeber: Eingangs erwähnt Sadhguru die Vielzahl an verwirklichten Wesen in Indien. Hier findest du eine Zusammenschau weiterer Videos und Artikel über einige große Männer und Frauen.


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