Sadhguru: Das Wort „Zen“ kommt von dem Sanskritwort „Dhyan“. Gautama, der Buddha, lehrte Dhyan. Bodhidharma trug Dhyan nach China, wo es zu Chan wurde. Dieses Chan gelangte weiter in die Länder Fernostasiens, wo es zu Zen wurde.

Zen ist eine Form des spirituellen Pfades, der keine Schriften, Bücher, Regeln oder besondere Übungen hat – nichts. Es ist ein auf keiner Karte verzeichneter Pfad. Es ist nicht sehr verschieden von dem, was Yoga ist. Was wir Yoga nennen, nennen sie Zen. Im Yoga stellen wir das Gleiche als Wissenschaft dar, während es im Zen als Kunstform gehandhabt wird. Um Kunst zu schätzen, muss man auf eine bestimmte Weise entwickelt sein. Aber ein jeder kann die Früchte der Wissenschaft genießen.

Zen wurde populär, weil zu einer bestimmten Zeit eine Übertragungslinie von sehr wunderbaren Meistern aufkam. Es war ein Wunder, dass etwa vier bis fünf Jahrhunderte lang kontinuierlich eine Reihe von ganz außergewöhnlichen Meistern aufkam, durch die Zen eine verschiedenartige Aura und Qualität angenommen hat. Es hat von sich aus eine unterschiedliche Dimension angenommen, einfach wegen der Reihe von Meistern, die kamen. Jeder entwickelte Zen auf seine eigene Weise und lehrte oder übertrug es in seiner eigenen einzigartigen Form. Eine solche Übertragungslinie gibt es wahrscheinlich nur einmal in einer Ewigkeit. Dutzende von voll erleuchteten Meistern kamen und schufen wunderbare Methoden zur Weitergabe dieses Wissens, die sich nicht wiederholen lassen. Wenn man es wiederholt, dann ist Zen bedeutungslos. Zen ist etwas, das spontan geschieht.

Auf dem Weg des Zen gab es einen Menschen, dessen Name Huitti war. Er hat nie jemanden Zen gelehrt, aber er war als Meister bekannt. Er trug einen riesigen Beutel auf seinen Schultern. Darin befanden sich viele Dinge und einige waren Süßigkeiten. In jeder Stadt und jedem Dorf, in das er kam, versammelten sich die Kinder um ihn, und er verteilte Süßigkeiten und ging dann wieder. Das ist alles! Die Leute kamen und fragten nach Lehren. Er lachte nur und ging davon.

how-is-zen-connected-yoga-Huitti-dropping-bag

Eines Tages kam ein anderer Zen-Meister, Nbanin, der ein hohes Ansehen besaß, und traf Huitti. Er wollte wissen, ob Huitti wirklich in Zen war oder nicht. Also fragte er ihn: „Was ist Zen?“ Sofort ließ Huitti den Sack fallen und stand aufrecht. Und dann fragte er: „Was ist das Ziel des Zen?“ Huitti nahm den Sack auf seine Schultern und ging weg.

Das ist es, worum es auch im Yoga geht; das ist es, worum es in jeder spirituellen Sadhana geht. Wenn du Yoga oder Zen oder wie auch immer du es nennen magst erlangen willst, musst du deine Last fallen lassen, alles ablegen, was auf dem Weg liegt, frei bleiben und aufrecht stehen. Das ist wichtig. Mit deiner Last wirst du vielleicht nie in der Lage sein, es zu tun. Man kann es auch mit seiner Last auf seinem Rücken tun, aber das ist sehr selten. Ich weiß nicht, unter wie vielen Millionen es so einen Menschen gibt. Was ist das Ziel von Yoga? Dann erneut die ganze Last auf sich zu nehmen! Aber jetzt ist es keine Last mehr; es fühlt sich nicht wie eine Last an, weil man weiß, dass die ganze Sache da ist, aber nicht wirklich da ist.

Editor's Note: Zen-Geschichten gibt es viele, und auch Sadhguru hat ein paar von ihnen ausgelegt. Der folgende Artikel handelt davon, wie man einen Dieb besiegt.